Hallo, ich war gestern beruflich in einem Kirchturm unterwegs. Nach Arbeiten des Netzbetreibers an einem Straßenverteiler mit mehrstündigem Spannungsausfall gingen die Glocken nicht mehr. Zunächst zwei defekte 10A Sicherungen an der Glockensteuerung gefunden und ersetzt, dann 1,5h die Vorsicherungen gesucht und letztlich im Dachstuhl des Kirchenschiffs gefunden, dort dann eine 16A Sicherung ersetzt. OK, Motoren knurren nicht mehr, sonder laufen. Aber bimmeln wollten sie nicht. Also noch eine wackelige Leiter höher gekrabbelt und die Glocken selber angeschaut. Der Motor läuft, aber schaltet nicht in die andere Drehrichtung (wer es nicht kennt: Das sind Drehstrommotoren mit einer diffizilen Mechanik, die für rhythmisches Umschalten und Anschubsen der Glocke sorgt). Na, da werden die Stadtwerke doch nicht etwa zwei Drähte beim Wiederanklemmen vertauscht haben? Flugs L2/L3 vertauscht, siehe da, die Glocken bimmeln. Nur gehen sie nicht mehr aus. Sehr ärgerlich, wenn man direkt neben den Dingern steht und der Helfer den direkt vor seinen Augen befindlichen Hauptschalter nicht sieht (sehen will?). Der Spuk mit dem Dauerlauf konnte beendet werden, als ich die Steuerspannung von Sicherung 2 auf 3 umklemmte.
Also: Ursprünglich war L1-L2-L3 auf Sicherung 1-2-3 (rechtsdrehend), Steuerspannung von Sicherung 2. Nun hatte ich nur den Motorabgang vertauscht, die Steuerspannung verblieb auf Sicherung 2. Nachdem ich nun die Steuerspannung auf Sicherung 3 legte, blieb das Schütz nicht mehr in Selbsthaltung. Leider schweigt sich der Schaltplan zum Thema Selbsthaltung / Hilfskontakt
13-14 aus. Ich habe nur sehen können, dass die Schütze über den N geschaltet werden (unschön, ist aber mal-eben-so-schnell nicht änderbar). Parallel zum Glockenschalter liegt der Hilfskontakt (Schließer) des jeweiligen Schützes. Daran angeschlossen ist: an 13: A2 des Schützes (über Motorschutzrelais) und Schalter (geschalteter N) an 14: eine blaue Ader zum Motor (sw-bn-sw sind U-V-W)Weiß jemand, warum vom Glockenmotor über diese 4. Ader eine Spannung zurück kommt? Offensichtlich wird da über einen Widerstand ein Außenleiter durchgeschaltet. Wenn dieser Außenleiter die selbe Phasenlage hat, wie die Steuerspannung, dann fällt das Schütz beim Ausschalten des Schalters ganz normal ab, wenn nicht, dann habe ich 400V über einen Widerstand am Schütz anliegen. Den Widerstand habe ich nicht gesehen, es muss ihn aber geben, da ansonsten diese Spannung ja bei geschlossenem Schalter (wir erinnern uns: Der N wird geschaltet) einen Kurzschluss machen würde.
Vielleicht kennt ja jemand die Schaltung dieser Motoren. (Vermutlich Herforder, ist aber nicht ganz klar).
So, und zum Überspannungsschutz: Im Glockenturm befinden sich Uralt-Ableiter. Diese sind parallel zum Eingang der Glockensteuerung angeschlossen. Als Erde wurde der Einfachheit ein im Turminneren(!) verlegter Blitzableiter(!!!) benutzt. Irre ich mich, oder ist das glatter Wahnsinn? Ich meine, wenn es in die Turmspitze einschlägt, dann haut mir der Blitzstrom doch über die Ableiter voll in die Steuerung / ins Stromnetz der Kirche? OK, der Blitzableiter geht ja 10m weiter unten ins Erdreich, aber da oben weiß der Stoßstrom doch nicht, dass unten das Erdreich lockt und wird einen gehörigen Anteil in die sich demütig anbietenden Ableiter schicken. Wäre es nicht sinnvoller, diese Verbindung zum Blitzableiter zu trennen und die vier Ableiter nur gegen PE wirken zu lassen?