Da kennen sich hier einige mit Sicherheit besser aus, aber zumindest eine 110-kV-Leitung, die ich nach eislastbedingtem Umkippen im Winter
1990/91 oben im Vogelsberg entdeckte und intensiv in Augenschein nahm, war genau so aufgebaut: Außen zwei gegenläufig verseilte Lagen trockener Aludrähte und innen ein Kern aus gefetteten Stahldrähten (Alu allein würde wahrscheinlich unter dem eigenen Gewicht fließen).
Woraus der Starkströmer messerscharf folgert, daß die betreffende Leitung gerade abgeschaltet ist. (Außer bei RWEs in Westfalen bei Schneesturm natürlich...)
Nicht unbedingt: Regen könnte die Leiterseilen deutlich stärker kühlen als normale Freiluftbedingungen, da sind dann die Oberflächen einfach nicht so warm. Alternativ könnte das Leidenfrostsche Phänomen dafür sorgen, daß die Regentropfen nicht so viel Geschrei machen, sondern kommentarlos abperlen - das bißchen Dampf kondensiert sofort wieder, das siehst Du gar nicht.
Dann müßte sich der Werkstoff schon plastisch verformen - die Elastizitätsgrenze ist sehr rasch schon bei kleinen Temperaturänderungen aufgebraucht.
Sicher. Wobei das eigentlich eine interessante Frage ist, welchen Einfluß mechanische Spannungen (über die Formänderung hinaus) auf den spezifischen Widerstand haben.
Dann kann die Bahnstromleitung, die hier von Ulm nach Aalen-West läuft, abgebaut werden. Deren Leiterseile sind an reifigen Tagen zuverlässig weiß, und da fahre ich täglich drunter durch.
Was dann auch auf sämtliche dreiphasigen Mittelspannungsleitungen zutrifft, die hier kreuz und quer verlaufen, aber der Schwabe ist ja sparsam.
Sehr wohl: Der OP hatte nach der Temperaturabhängigkeit des Leitungswiderstands gefragt und dabei explizit auf die Geometrieänderung (Durchhang) Bezug genommen - da habe ich mir dann einfach mal erlaubt, die Einflüsse von Wärmeausdehnung und Änderung des spezifischen Widerstands getrennt zu betrachten - darf ich das nicht?
Und (zu Deiner Beruhigung) ich habe dabei auch noch festgestellt, daß man den Geometrieanteil, obwohl er überraschenderweise(?) "verkehrtrum" wirkt, in der Praxis vernachlässigen kann: Ursache der Widerstandsänderung ist fast nicht die Längenänderung (Durchhang), sondern die Zunahme des spezifischen Widerstands (Wiedemann-Franzsches Gesetz) mit der Temperatur.
Noch eine Nicht-Antwort: Wird sie denn? Der Planer schaut in die Herstellernangabe zum spezifischen Widerstand bzw. dessen TK (und der Hersteller hat den auch nur aus einer Tabelle abgeschrieben) und rechnet daraus eine "Hausnummer" für die Verluste - im übrigen interessieren die niemanden so genau, weil die relativ klein im Verhältnis zur übertragenen Leistung sind, da geht es eher um zulässige Leitertemperaturen.
Und wenn man diesbezüglich was mißt, dann klebt man einen Temperatursensor auf ein Stück Leiterseil, hängt das auf, mißt die Lufttemperatur und nimmt eine Übertemperatur-Stromkennlinie auf, denn die ist das, was man eigentlich wissen will.
Nun gibt Dir vermutlich niemand einen solchen Auftrag - wozu auch?
Ich wollte damit sagen, daß Mittelspannungsleitungen offenbar nicht mal minimal thermisch belastet werden :)
An einem kalten Herbsttag sollte eine Leitertemperatur von 5-6 K über Lufttemperatur ausreichen, um den Reif schmelzen zu lassen. Nicht einmal die scheint mir jedoch gegeben zu sein.
Mindestens irgendeinen. Wobei ich glaube, dass dieser Effekt nur bei Einkristallen nennenswert auftritt, und Leitermaterialien sind meist polykristallin.
Aber es gibt noch einen anderen Effekt, der interessant sein könnte: Der Elastizitätsmodul ändert sich mit der Temperatur. Angeblich - ich kann's mir auch nicht recht vorstellen, aber die Erbauer von Seismometern meinen das - ist es so, dass wenn man eine Masse an einer Feder aufhängt, diese bei Erhöhung der Temperatur der Feder höher hängt. Die Feder zieht sich zusammen. Zumindest in machen Anwendungsfällen überkompensiert dieser Effekt den der thermischen Ausdehnung. Bei Freileitungen dürfte es aber nicht so bedeutsam sein. Wie sehr, mag auch davon abhängen, ob das Material auf Zug (wie beim Leitungsseil) oder auf Torsion (wie bei einer Schraubenfeder) beansprucht wird.
Es ist eine korrosionsbeständige Alu-Legierung, Aldrey. Die Legierungen werden aber immer weiter entwickelt, Richtung höhere Temperatur vor allem.
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will man das Durchhängeproblem mit Invarstählen in den Griff bekommen. Zum Durchhängen und zur Erwärmung von Leiterseilen steht auch was im Bericht zur Strompanne Schweiz/Italien 2003. Da ich nicht weiss, ob der Bericht noch offiziell auffindbar ist, hab ich ihn mal gespeichert.
Naja, ich denke unser Privatgelehrter hat eher im Lexikon nachgeschaut als dass er mal einen Reglerlötkolben auf 130°C gestellt hat und Wasser drauftropfen liess.
Wenn bei -3 °C Lufttemperatur der Leiter bereift ist, kann er die Umgebungstemperatur um nicht wesentlich mehr als 3 K überschritten haben.
Ich halte das für Physik, genauer: Wärmelehre. Inwiefern das Mist ist, wäre ich gespannt zu erfahren.
In den meisten Fällen werden's eher 2,5 bis 10 kV sein, denke ich. Wenn die ein Dörfchen von 50 Haushalten versorgen und wir pro Haushalt eine mal von mir persönlich geschätzte Leistung von 10 kVA pro Außenleiter zugrundelegen, transportiert die Leitung (ohne Umspannverluste) 500 kVA pro Außenleiter, bei 2,5 kV sind das 200 A.
Die Leiterquerschnitte dürften ein paar hundert mm^2 haben, das ist also nicht wirklich viel Strom. Aber genau darum werden sie ja thermisch nicht belastet - meine Aussage oben.
Und jetzt lade ich mitlesende Fachleute ein, sich von ihrem Lachanfall wieder zu erholen. Besonders Gnädige könnten meinem Unwissen vielleicht hier und da abhelfen.
Es ging um thermische Belastung. In Kelvin. Die hat mit dem Querschnitt nur dann was zu tun, wenn man's in Strombelastung umrechnen will.
Und ich will hier nichts behaupten, sondern poste meine Überlegungen und stelle Fragen, weil ich weiß, daß ich keine Ahnung habe, und mir meine Beobachtungen erklären möchte.
2.5 kV sind in Deutschland wohl eher nicht üblich. 10 und 20kV sind meines Wissens zumindest "im Westen" so ziemlich Standard, und im "Osten" sicher auch mehr und mehr, doch gab es da meines Wissens zu DDR-Zeiten 15 und 30 kV.
Das war garantiert die 110 KV Leitung Grünberg Lauterbach der Preussen in der Gegend um Ulrichstein, Helpershain und Rebgeshain. Da sind am
22.12.1990 9 Maste umgeknickt, der Eispanzer um die Leiterseile hatte eine Dicke von 15 cm. War aber auch ein Sch... Wetter da oben, Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts, Nebel, Schnee und dann noch einsetzender Eisregen mit Wind aus Südwesten.
Richtig! Im ländlichen Raum mit wenig Windkraft kommt da nicht viel zusammen.
Kommt auf die Entfernung an, die man überbrücken will. Als Faustformel
1000 Volt pro Km, die gehen aber nicht irgendwo rüber. Bei uns liegt die Spannung bei der Übertragung beispielsweise bei 20 KV, in reinen Stadtnetzen dürften auch niedrigere Spannungen verwendet werden.
Bei 10-30 KV verwendet man Querschnitte von 25 bis 150 Quadrat.
Warum sollte man über Fragen lachen?
Man will die Verluste und den Spannungsfall so klein wie möglich halten und bei einem Ausfall einer Leitung muss immer noch genug Luft da sein (n-1), also dimensioniert man entsprechend und hält den Strom niedrig.
Die thermische Belastung ist im Mittelspannungsbereich eher ein untergeordnetes Thema, an den Grenzbereich kommt man so gut wie nie ran. Die höchste Last hat man bei uns im Allgemeinen bei niedrigen Temperaturen und da ist bei einer Freileitung die Kühlung besonders gut.
Im Verbundnetz ist das aber schon ein Thema, denn da kann man ja ohne große Probleme die Last einer Leitung beeinflussen und das wird sicher auch reichlich ausgereizt.
So isses. Ich war auf einer Ausflugsfahrt auf der Ringstraße Hoher Vogelsberg (muß an einem der Weihnachtsfeiertage gewesen sein), sah den abgeknickten Abspannmast neben der Straße nach Rebgeshain, beschloß, mir das genauer anzusehen und näherte mich dem Mastwrack zunächst mit der gebotenen Vorsicht. Da die über die Straße liegenden Seile schon gekappt waren, definierte ich die Leitung dann aber als mit Sicherheit freigeschaltet.
Einige Tragmaste waren "nur" unterhalb der unteren Traverse eingeknickt, aber vor allem die Abspannmaste hatte es komplett umgerissen, da standen teilweise keine zwei Meter mehr. Das hat schon was Einschüchterndes, denn die Dinger sehen ja einklich ziemlich stabil aus. Aber 15 cm Eis, das sind *ratterpling* rund 15 kg pro Seilmeter, bei 200 m Spannweite und vier Leiterseilen 12 Tonnen mehr pro Mast, dazu die Eislast am Mast selbst und durch die große Angriffsfläche wesentlich höhere Windlast ...
Bei Helpershain muß es ein schönes Feuerwerk gegeben haben - die Holzpfosten eines Weidezaunes dort fand ich komplett verkohlt vor (da ist die Leitung wohl unter Spannung auf den Stacheldraht gefallen), eine dort unterhalb kreuzende Mittelspannungsleitung war mit runtergerissen worden und hatte im Boden Schmelzperlen erzeugt. Die hab ich eingesammelt, vielleicht hab ich sie noch irnkwo.
Wetter, das auch Flieger und Seeleute nicht unbedingt gemütlich finden.
Ich hatte eine ziemliche Anzahl Fotos von der Bescherung gemacht, aber muß sie irnkwann mal weggeschmissen haben. Sind jedenfalls nicht mehr zu finden.
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