Es war schon immer eine gute Strategie genügend Zeit in die Entwicklung und Ausarbeitung einer Idee in Wechselwirkung mit Experimenten zu investieren, ohne dass man unter grossem Druck steht, schon morgen mit einem fertigen Produkt zu glänzen, das kurz darauf seinen Glanz verliert, weil dieser in der Praxis des Alltags nicht standhält. In der heutigen Zeit, wo der Konkurrenzkampf sehr gross ist und Geld alles zählt, nicht mehr die Berufswahl, sondern die hirnrissige und oberflächlichliche Karriereplanung (man beachte aufmerksam die Inserate!) zur Hauptsache geworden ist und sogar absichtlich, zwecks Gewinnoptimierung, die Lebensdauer von technischen Produkten progressiv nach unten definiert wird, muss der Kunde, der zudem als wie weniger bezahlen will, den Preis für all diese Dummheiten bezahlen. Damit das nicht nur leere Worte sind, nenne ich zwei konkrete Beispiele:
Ein sonst sehr gutes Grundig-Videogerät, ein GV-560-HiFi, das ich seit neun Jahren zeitweise täglich für temporäre Aufnahmen im Einsatz habe, hat einen dummen Fehler, den man technisch nie beseitigen konnte. Man wechselte mal ein EPROM aus, trotzdem brachte es langfristig keine Besserung. Man schafft es immer wieder mit der Fernsteuerung des Grundig-TV-Gerätes M72-410-Reference/PIP den Videorecorder zu blockieren. Er nimmt in diesem Zustand nichts mehr auf und man kann nichts mehr bedienen, auch nicht direkt an der Gerätekonsole. Es gibt nur eine Möglichkeit einen Reset auszulösen, in dem man den Netzstecker kurz herauszieht und wieder hineinsteckt. Ich habe in der Zwischenzeit auf eine primitive Art das Problem gelöst: Eine Kartonklappe über dem IR-Sensor zur Abdeckung, wenn ich den Videorecorder für die Wiedergabe nicht brauche.
Ein anderer Fehler, den es ebenso wohl kaum gäbe, würde man mit genügend seriösem Einsatz Hard- und Software entwickeln: Kürzlich erzählte mir ein Kollege der ein Philips-TV-Gerät mit eingebautem Harddiskrecorder gekauft hat, dass man am Silvester keine Aufnahme programmieren kann, wenn die Aufnahme am Neujahrstag beendet werden soll. Ich sagte dann zu ihm mit ironischem Unterton, dass es vielleicht auch nicht funktioniert, wenn er am 29. Februar in einem Schaltjahr eine Sendung aufnehmen will. Weil es hier nicht eine wahnsinnig komplizierte Software ist, dürfte ein solcher Fehler schlichtweg nicht passieren. Passiert aber, wenn man dem Programmierer z.B. - überspitzt formuliert - sagt und ihm damit im übertragenen Sinne die Pistole auf die Brust setzt: "Wir haben für Dich eine Aufgabe und sie muss vorgestern erledigt sein!"
Heute reicht die Weitsicht von Vorgesetzten in der Industrie oft kaum bis zur berühmten Nasenspitze. Dass sich Vorgesetzte, die das lesen und sich angegriffen fühlen, herausreden wollen, dass sie selbst nicht anders können, weil sie von weiter oben und die wegen der Konkurrenz ebenfalls unter Druck stehen, ist leider ein bereits alter Hut, - Schnee von gestern. Mit dieser Haltung ändert sich nichts und kann weder entschuldigt noch einfach hingenommen werden!
Wer moechte sich dazu äussern? Selbsterlebtes? Beobachtungen? Einstellungen? Bitte sehr...
Gruss Thomas