Re: reißende Hochspannungsleitungen

Ralf Kusmierz schrieb:

Schnee/Niederschlag kommt an Leitung, schmilzt bzw. bildet Wasserfilm, wenn es nun entsprechend Kalt ist gefrierts und es wächst ein Eispanzer. (vereinfacht beschrieben)

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Dirk Bossenz
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begin quoting, Dirk Bossenz schrieb:

Bis hierhin klar.

Und genau das sollte bei ausreichend warmen Leitern nicht passieren (wobei ich eine Oberflächentemperatur von ca. 10 °C als "ausreichend warm" ansehen würde - bei der wird die "Grenztemperatur" gewiß nicht überschritten).

Sind Dir meine Zweifel bzw. meine Kritik an der Betriebsweise verständlich? Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß es möglich sein müßte, stets soviel Strom durch die Leitungen zu powern, daß man sie ausreichend warm kriegt - dafür braucht man bloß an beiden Enden die Stelltrafos so schalten, daß die Leistungsflußrichtungen in den beiden Systemen entgegengesetzt sind, dann kriegt man auch bei niedrigen Lasten die sonst an sich unerwünschten Leitungsverluste hin.

Wobei das gar nicht durchgehend erforderlich ist: alle zehn Minuten (oder so) die Leitungen kurz thermisch hochzupulsen dürfte ausreichen, damit die paar Millimeter Eis, die sich inzwischen gebildet haben, wieder runterfallen. Man braucht eben möglichst eine Sensorik, die den Leitungszustand erkennt, aber die sollte nicht wirklich problematisch sein. Und solange man die nicht hat, hält man in kritischen Wettersituationen die Leitertemperatur einfach durchgehend möglichst hoch.

Sensorik: ein gutes Maß für die Leitertemperatur ist der Seildurchhang. Und den kann man drahtlos messen: an je zwei benachbarten ausgewählten Masten kommen Sender-Empfänger-Anordnungen hin, die Mikrowellenpulse von unten gegen die Seilmitte senden und aus der Laufzeit des reflektierten Signals zum anderen Mast den Durchhang ermitteln, das ganze an wenigen ausgewählten Stellen jeder Leitung. Kann nicht viel kosten.

Ein paar Kraftaufnehmer (DMS oder so) an einigen Mastisolatoraufhängungen wären auch nicht schlecht - vertikale Kraftzunahme ist ein sehr gutes Maß für Vereisung. Da gibt es sicher noch manch andere Möglichkeit ...

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Dirk Bossenz schrieb:

Bei Mittelspannung setzt man auf Resonanzsternpunkterdung. Da kann auch eine Leitung mit einpoligem Fehler so lange betrieben werden, so lange es die Drossel aushält. Und auch in der Höchspannungsebene dauert es, bis der Netzschutz anspricht.

A pro pos Tiere: Welche Nutztiere sollen denn um diese Jahreszeit noch draußen sein.

Matthias

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Matthias Olescher

hintennach sind alle klüger

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Franz Glaser (KN)

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begin quoting, Matthias Olescher schrieb:

  1. Kaum noch - man kriegt die Erdfehler ab einer gewissen Netzausdehnung einfach nicht mehr gelöscht, deshalb ist schon lange Netzschutzgeräte + starre Sternpunkterdung angesagt, und
  2. handelte es sich nicht um ein Mittelspannungssystem, sondern um 110 kV (sieh Dir das Bild an).

Nö, das sind Bruchteile von Sekunden. Zunächst zwei Kurzunterbrechungen, und dann ist Sense, weil das Schutzrelais mit Recht davon ausgeht, daß beim dritten erfolglosen Versuch der Fehlerlöschung die Leitung runtergefallen ist.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

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begin quoting, "Franz Glaser (KN)" schrieb:

Ist ja auch noch nie vorgekommen, was?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Hat vielleicht mit dem Wetter zu tun...

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Uwe Bonnes

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begin quoting, Uwe Bonnes schrieb:

Was denn?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Die Komplexität läßt sich exponentiell steigern, es gibt beliebige "manch andere" Möglichkeiten, noch mehr Gerätschaften einzubauen, die kaputtgehen können um Fehlarme auszulösen und die ganze Anlage totzulegen. Das Zeuch braucht Wartung, meter- weise Datenblätter, die keine Sau liest aber trotzdem auf dem laufenden Stand gehalten werden müssen. Und im Störfall gibt es Sachverstände vor Gericht, die mit geschwellter Brust über den Kram referieren. Und noch ein paar arme Teufel mehr, die zur Haftung herangezogen werden können.

Für wie blöd hältst du arroganter Paragraphenfuzzi mich denn?

Servas

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Franz Glaser (KN)

Also sprach Dirk Bossenz :

Auch so ne kleine 220-kV-Leitung wie die in [1] gezeigte transportiert im normalen Betrieb AFAIK zwei- bis dreistellige Megawatt. Und zwar auf jedem der sechs Au=DFenleiter. Da kann's schon ganz sch=F6n brutzeln, ohne da=DF das in der Leitwarte nach einer =FCberm=E4=DFig starken Belastung auss=E4he.

vG

xf'up2 de.sci.ing.elektrotechnik

_____ [1]

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--=20 ~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~

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~~~~~~~~~~~~~~~~~~= ~~~~~ Wenn Dir jemand einen Spiegel vorh=E4lt, und Du erblickst ein Schwein, dann mu=DF das nicht der sein, der den Spiegel h=E4lt. (Peter Becker,
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Volker Gringmuth

Also sprach Uwe Bonnes :

Ein Eispanzer schmilzt nicht im Nullkommanichts. Die hohe W=E4rmekapazit=E4t des Wassers und die Kristallisationsenergie wollen erstmal versorgt sein :)

Wenn das Eis au=DFen schneller ansetzt als es selbst bei der Grenztemperatur des Leiters innen schmilzt (was im Schneesturm nicht unm=F6glich ist), kannst Du heizen, wie Du willst.

Dazu kommt, da=DF bei einsetzendem Schmelzvorgang der Wasserdampf zwischen Leitung und Eispanzer w=E4rmeisolierend wirkt. Sobald der Panzer angeschmolzen ist, kannst Du die W=E4rme praktisch nur noch in einer schmalen Zone auf der Oberseite einbringen, wo er auf dem Seil aufliegt

- der Rest zieht nach unten. AFAIK ist das auch ein Problem der Enteisungsanlagen von Flugzeugen.

vG

xf'up2 de.sci.ing.elektrotechnik

--=20 ~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~

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~~~~~~~~~~~~~~~~~~= ~~~~~ "Wenn Sie versuchen, ein auf "Word" geschriebenes Buch nach XML zu konverti= eren, dann richten Sie den Arbeitsplatz daf=FCr im Keller ein - sonst springen Sie n=E4mlich nach zwei Stunden aus dem Fenster." (Gastdozent FH A= alen)

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Volker Gringmuth

Matthias Olescher wrote: [...]

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Sind auch in Deutschland öfter mal zu finden - machen wenig Arbeit und das Fleisch bringt gute Preise.

Ansonsten dürften, gäbe es die Vogelgrippe nicht, vermutlich auch noch Gänse o.ä. draußen sein. Aber mal eben vorsorglich den Leuten die Stromversorgung abdrehen, nur weil ein paar Tiere eventuell gegrillt werden könnten? Na ich weiß nicht...

Tschüs, Patrick

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Patrick Kursawe

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begin quoting, Volker Gringmuth schrieb:

Es handelt sich, erkennbar am Mastbild, an der Isolatorlänge und an den Einfach-Leiterseilen (keine Bündelleiter), um 110-kV-Leitungen (Doppelsystem).

Ausgehend davon, daß eine Leitung möglichst im "natürlichen Betrieb" (Lastimpedanz entspricht dem Wellenwiderstand) betrieben wird, kann man als Übertragungsleistung von der "natürlichen Leistung"

P_n = 3 * U_N^2 / Z_W

ausgehen. Dabei liegt der Wellenwiderstand (genau wie bei Telefon- bzw. Antennenleitungen) bei etwa 240-300 Ohm. Damit kommen wir bei einer 110-kV-Leitung auf eine Übertragungsleistung von ungefähr

100-150 MW entsprechend Leiterströmen von rund 2 kA - die Kurzschlußströme liegen aber etwa eine Größenordnung höher, die Leistungsschalter sollten etwa 50 kA sicher beherrschen.

Ein Erdschluß ist ein Fehler, der sofort vom Schutzrelais erfaßt wird und zu einer Schutzanregung führt. Da "brutzelt" nichts.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

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begin quoting, "Franz Glaser (KN)" schrieb:

Dazu möchte ich mich im Interesse meiner Rechtsschutzversicherung nicht äußern.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

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begin quoting, Volker Gringmuth schrieb:

Genau das ist die Frage: wie hoch ist denn die Grenztemperatur? Vielleicht 200 °C? Und wie dick ist das Leiterseil? Vielleicht 30 mm Durchmesser? Wie hoch müßte denn da der Wärmefluß werden, damit die Oberflächentemperatur trotzdem unter 0 °C kommt? Irrsinnig hoch, würde ich meinen - wie soll das die Umgebungsluft denn wegkühlen?

Das ist unter der Voraussetzung relevant, daß sich schon ein dicker Eisbelag gebildet hat. IMHO sollte es aber möglich bzw. der Normalfall sein, daß trotz Kälte und Wind die Leiteroberflächentemperatur über 10 °C bleibt, so daß auch gefrierender Eisregen gar nicht anhaften kann. Tut mir leid, so einfach kommt das RWE nicht aus der Haftung: es ist IMHO zu prüfen, ob nicht angesichts der bekannten Wetterlage grob fahrlässig gehandelt und zu wenig Verlustleistung auf die Leitungen gebracht wurde.

Exkurs: Wie heizt man zu schwach (morgens um 2 Uhr) belastete Leitungen? Prinzipiell so: Normalerweise sind Doppelsysteme am Mast, das heißt, daß jeder Außenleiter doppelt vorhanden ist. Greifen wir mal einen heraus und bezeichnen die beiden Leitungen als L und L'. Etwas vereinfacht dargestellt: die Trafos an den Enden haben Schaltstufen, durch die das Übersetzungsverhältnis verändert werden kann. Und das schalten wir jetzt so:

________________________ ________________________ ||| L i1 > \ / ||| ||| \/ ||| |||_________________________/\_________________________||| ||| L' < i2 ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| ||| |||

Die Spannung an der oberen Trafoanzapfung möge jeweils 5 % höher liegen als an der unteren. Nun möge auf L ein Strom i1 von 1 kA fließen, und zwar von links nach rechts. Der rechte Trafo sei sekundärseitig unbelastet. Dann wird der Strom um den Faktor 1/1,05 herabtransformiert auf 952 A - das ist der Strom i2, der auf L' von rechts nach links fließt. Dieser Strom wird am linken Trafo nun wieder um den gleichen Faktor herabtransformiert auf 907 A - netto muß einspeisungsseitig also nur ein Strom von 1000 A - 907 A = 93 A aufgewendet werden, um trotz fehlender Last auf den Leiterseilen einen Strom von ca. 1 kA zu verursachen, der ausreichen sollte, die Leitertemperatur so hoch zu halten, daß keine Vereisung eintreten kann. (Evtl. Belastungen - im Winter auch nachts doch auch annähernd die Häkfte der Höchstlast - würden sich dem so erzeugten "Kreisstrom" natürlich addieren bzw. könnte der Kreisstrom entsprechend verringert werden durch die Wahl anderer Schaltstufen.)

Und es besteht der Verdacht, daß das Geld für genau diese Leiterseilbeheizung eingespart wurde, was ein vorwerfbares Verhalten darstellen könnte. Wegen der rechtlichen Frage der Haftung für die Stromausfölle crosspost nach d.s.r.m. Liebe Juristen, laßt Euch nicht mit "höherer Gewalt" abspeisen!

(Das war nur eine prinzipielle Darstellung - tatsächlich wäre es etwas komplizierter, aber technisch durchaus möglich: im Normalfall versucht man nämlich, durch eine zweckmäßige Lastverteilung die Leitungsverluste möglichst niedrig zu halten, weil Strom schließlich Geld kostet, aber wenn das geht, kann man prinzipiell auch das Gegenteil anstreben.)

Aus sachlichen Gründen ignoriert. Bitte je nach Themenbereich neu setzen.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Hallo Ralf,

Ralf Kusmierz schrieb:

wenn man nach den Isolatoren geht, die auf dem Bild zu sehen sind, handelt es sich um die 110 KV Spannungsebene. Zumindest im Bereich der EON wird ein gelöschtes Netz (Petersenspule) gefahren und ich denke nicht, dass das in DE die Ausnahme ist. Das bedeutet, dass der Erdschluss solange gefahren wird, bis per Fernsteuerung die Leitung abgeschaltet wird, oder durch die Erdberührung eines anderen Leiters (andere Phase) irgendwo im gleichen Teilnetz ein Doppelerdschluss entsteht. Aber auch dann werden nicht beide beteiligten Leitungen abgeschaltet, die Schutzrelais schalten je nach betroffener Phase mit unterschiedlicher Verzögerung aus.

Wenig aufwendig ist tatsächlich relativ, schon einmal bei einer Reparatur bei solchen Wetterverhältnissen dabeigewesen? Wenn die Fahrzeuge nicht mehr durchkommen bedeutet das, Steckleitern, Isolatoren, Leiterseile, Werkzeug etc. auf dem Buckel zu schnallen und zur Fehlerstelle zu transporieren. In dünn besiedelten Gebieten kommen da schon mal ein paar Kilometer zusammen.

MfG Michael

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Michael Schwimmer

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begin quoting, Michael Schwimmer schrieb:

ACK

In den Medien wird auch immer von einer beschädigten 110-kV-Leitung berichtet - Quelle dafür ist wohl das RWE.

Echt? Es gibt gelöschte Hochspannungsnetze? Wußte ich wirklich nicht, ich dachte, daß die immer mit starrer Sternpunkterdung gefahren werden und auch in Mittelspannungsnetzen die Resonanzsternpunkterdung zunehmend an Bedeutung verliert. Vielleicht bekommt man noch nähere Angaben von Leuten, die die örtlichen Verhältnisse dort kennen.

Es ist aber Blödsinn, die Leitung weiterlaufen zu lassen, wenn, wie im Bild, ein Leiter gebrochen ist. Falls das kein Schutzversager ist, tippe ich auf den berühmten Schnappschuß.

Natürlich. Aber bei Hochspannungsleitungen braucht man auf jeden Fall schweres Gerät, während man eine Mittelspannungsleitung zur Not handwerklich mit Flaschenzügen usw. zusamemnflicken kann. Ich meine, auf dem Dorf ruft man im Notfall beim EVU an, läßt den betroffenen Mittelspannungsabgang in der Schaltanlage freischalten, fährt mit dem Trecker zur Fehlerstelle und schickt den Dorfelektriker auf den Mast, dann steht die Versorgung nach ein paar Stunden wieder, wenn die Entstörtrupps gerade anderweitig beschäftigt sind.

Bei einem geknickten 110-kV-Mast hat man da keine Chance.

Und? So ist der Job halt ...

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf Kusmierz

Wenn ich an Bremen denk, dann denk ich an das HB - Männchen :-))

Servas!

Reply to
Franz Glaser (KN)

Hallo Ralf,

Ralf Kusmierz schrieb:

Wie sollte das Schutzrelais zuverlässig erkennen, dass ein Leiter gerissen ist? Es bekommt die drei Spannungen und die drei Ströme geliefert. Bei einem Erdschluss sehen alle Schutzrelais des Teilnetzes die fehlende Spannung gegenüber der Erde, das ist also kein Auslösekriterium. Der Strom der drei Phasen muss auch in solch einem Fall nicht unterschiedlich sein, wenn bei einem Bruch beide Enden Erdverbindung haben. Die Erdschlussrichtung, die ein Schutzrelais vielleicht noch ermitteln kann, nutzt bei Ringleitungen auch nicht besonders viel, würde ich also als Auslösekriterium nicht verwenden.

Das ist doch nicht dein Ernst?

MfG Michael

Reply to
Michael Schwimmer

Dorfelektriker und Bauern ? für die Verantwortung findet sich keiner beim EVU, viel zu gefährlich Auch beim Stromausfall gelten die Unterschiede Laie/Fachmann/unterwiesene Person etc weiter

MfG

Reply to
Bernd Löffler

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