Solarstrom

Franz Glaser (KN) schrieb:

Der klitzekleine Vorteil ist, dass die Zellen grad dann am meisten Strom erzeugen, wenn er besonders stark gebraucht wird: zur Mittagszeit.

Es ist ja schon länger bekannt, das die vorranginge Einspeisung von EEG-Strom durch die Verschiebung der Merit-Order-Kurve zu einer Strompreissenkung führt.

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Damit müssen die teuren (Spitzenlast)Kraftwerke nicht einschalten und der Preis bewegt sich (für alle Kapazitäten) nach unten.

Kalkuliert wurden EEG-Ausgaben von 3 Mrd. Euro, durch den Merit-Order-Effekt spart der Stromkunde 5 Mrd. Euro. Man oder besser die Volkswirtschaft kauft also EEG-Stom ein und drückt dadurch den EEX-Preis ein wenig nach unten, so dass auch die Grundlast-KW-Betreiber einen Tick weniger an ihrem Strom verdienen.

Siehe auch:

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Gruß Gunnar

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Gunnar Kaestle
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Moin,

Gunnar Kaestle schrub:

Es haben sich Änderungen ergeben, ja. In wie weit die Folge der Gesetzgebung sind, ist mangels Vergleichsfall nicht feststellbar.

Genau genommen nein. Das Gesetz wurde eingeführt, es haben sich Änderungen am Markt ergeben. Für einen Bewes des kausalen Zusammenhangs bräuchte es einen Vergleichsstaat, der exakt wie Detuschland aufgestellt ist aber dieses Gesetz nicht hat. Utopisch.

Ähh, es wurde sehr genau festgelegt, in welche Technologie wie viel investiert wird. In Solarstrom ganz viel, in Windkraft weniger, in Wasserkraft recht wenig. Der Staat hat festgelegt, welcher Strom viel viel Förderung bekommt. Dabei könnte der Markt das sehr gut automatisch regeln, aber durch dieses Gesetz wird die Sache verzerrt und eine suboptimale Lösung setzt sich durch.

Wenn man CO2-Emission verringern will, dann kann man doch auch einfach CO2-Emission besteuern. Aber bitte konsequent überall wo sie auftritt. Deswegen muss der Staat ja nicht gleich im Geld schwimmen, sondern kann parallel dazu Unternehmenssteuern oder Einkommenssteuer oder beides senken. Das würde dazu führen, dass nicht irgendeine Technologie forciert wird, von dem mal jemand meinte, sie sei toll, sondern genau die Technologie, die mit der geringsten CO2-Emission den meisten Strom produziert.

Ich habe auch nichts gegen das EEG, aber ich würde aus dem Erfolg noch nicht schließen, dass es die beste Lösung ist.

CU Rollo

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Roland Damm

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Helmut Hullen schrieb:

Ich bin's.

Nur zu!

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Gunnar Kaestle schrieb:

Nicht nur das. Solarstrom wird üblicherweise ins Niederspannungsnetz eingespeist. Da sind die Strompreise sowieso deutlich höher denn "ab Kraftwerk" in Höchstspannung.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Wie w=E4re es mit einer Vergleichsstudie zu der Wirksamkeit unterschiedlicher F=F6rdermechanismen in den L=E4ndern der EU:

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Zusammenfassung steht auf Seite 48.

Im Regelfall wird dazu die Gegenhypothese gepr=FCft: "Durch die Einf=FChrung des EEG haben sich keine Auswirkungen ergeben." Mit Ausnahme bereits bestehender Wasserkraftwerke sind mir keine EE- Anlagen bekannt, die auf eine EEG-F=F6rderung verzichten.

Nein, das ist falsch formuliert. Es wurde nicht gesagt: Wind bekommt

1,5 Mrd, Solar 500 Mio, Biomasse 1 Mrd und so weiter. Es wurden lediglich solche Verg=FCtungss=E4tze gew=E4hlt, so dass bei Volleinspeisung =FCber 20 Jahre Anlagenlaufzeit der Investor einen geringen, aber kalkulierbaren Gewinn erzielen kann. Das hat unglaublich viel Kapital mobilisiert. Mit prognostizierten Verbesserungen in der Anlagen- und Produktionstechnik wurde dann eine Degression der Verg=FCtungss=E4tze f=FCr Neuanlagen festgelegt, die f=FCr weitere Impulse sorgen. Diese zwei Parameter, H=F6he der Einspeiseverg=FCtung (in Abh=E4ngigkeit der Anlagengr=F6=DFe und der genutzten Energieform) und j=E4hrliche Reduktionsrate, werden in regelm=E4=DFigen Abst=E4nden =FCberpr=FCft und k= =F6nnen bei einer =DCberarbeitung des Gesetzeswerks angepasst werden.

Der Markt denkt viel zu kurzfristig und zu kurzsichtig. Wenn b=F6rsennotierte Gesellschaften viertelj=E4hrlich gute Finanzdaten pr=E4sentieren m=FCssen, kann man verstehen, dass das prim=E4re Interesse dem n=E4chsten Jahresabschluss dient und nur sehr bedingt 20 Jahre in die Zukunft geschaut wird. Solche Fernziele m=FCssen gesellschaftspolitisch erfasst werden und dann mit verl=E4=DFlichen Rahmenbedingungen in die Wirtschaftssysteme eingepr=E4gt werden. Das kurzsichtig bezieht sich auf die rein betriebswirtschaftliche Perspektive, die externe Kosten au=DFen vor l=E4sst und auch Gesamtbetrachtungen mit anderswo auftretenden negativen aber auch positiven Effekten durch weiter gefasste Bilanzgrenzen unterschl=E4gt.

Eine CO2-Steuer ist ein brauchbares Instrument im Klimaschutz, die Emissionszertifikate f=FCr die Gro=DFanlagen k=F6nnen als eine Art CO2- Steuer angesehen werden, sobald der Staat die Zertifikate nicht mehr verschenkt. (Ich gebe Dir vollkommen recht, dass auch Distributionsunternehmen, die CO2-emittierende Energietr=E4ger an Endkunden verteilen wie z.B. Mineral=F6lgesellschaften und Erdgasverk=E4ufer auch auf ihren Umsatz mit einer CO2-Abgabe belegt werden sollten, damit auch Kleinverbraucher den Unterschied zwischen den Energietr=E4gern sp=FCren.)

Der CO2-Aufschlag heisst aber noch lange nicht, dass in CO2- Minderungsoptionen investiert wird. Es bedeutet nur, dass es teurer wird und sich eventuell die Investitionsalternativen anders darstellen. Kleines Beispiel: Kohle + Emissionsrecht ist =FCber einen weiten Bereich billiger als Gas + Emissionsrecht. Gas ist nun mal teuer und die Prognosen sehen =FCber eine Kraftwerkslaufzeit von rund 40 Jahren nicht so aus, als w=FCrde sich das =E4ndern. Wenn man CO2- Emissionen verringern m=F6chte, dann muss man vor allen Dingen daf=FCr sorgen, dass CO2-freie bzw. arme Technologien installiert werden. Man muss die jungen Pflanzen hegen und nicht den alten Wald kappen.

Statt aus einem Misserfolg zu schlie=DFen, dass eine L=F6sung schlecht ist, schlie=DFe ich lieber aus einem Erfolg, dass sie zu gebrauchen ist. Die normative Kraft des Faktischen spricht f=FCr eine EE-F=F6rderung ala EEG: =E4hnliche Regelungen mit einer festen Einspeiseverg=FCtung wurden auch von anderen L=E4ndern aufgegriffen. Das Erneuerbare Energien Gesetz hat sich als =F6kologischer Exportschlager der Bundesrepublik herausgestellt - warum wohl wird es als Vorlage in acht Sprachen zum Download angeboten?

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Gru=DF Gunnar

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Gunnar Kaestle

Moin,

Gunnar Kaestle schrub:

Klar, aber rein wissenschaftlich beweist das nichts. ISt aber eher eine Spitzfindigkeit.

Es wurde also festgelegt, wie viel ein Investor für den von ihm produzierten Strom bekommt, je nach Technik unterschiedlich viel. Ob also mehr in Wasserkraft oder Windkraft investiert wird, hängt davon ab, wofür es wieviel Geld gibt. Somit wird schon gesteuert, in welche Technik wie viel Geld fließt. Und das Unabhängig davon, wie langfristig ervorgversprechend oder ökologisch sinnvoll die Technik ist. Das halte ich eben nicht gerade für optimal.

Es hat übrigens zu keinerlei Kapitalmobilisierung geführt hin sichtlich der Einsparung von Strom. Logischerweise. Es wurde ja auch ökologische Stromproduktion gesponsort, nicht Stromersparnis. Eine einfache CO2-Abgabe, die auch wirklich so groß ist, dass sie am Preis zu spüren ist (und nicht nur z.B.

1¢/kWh bei Strom ausmacht), würde automatisch einen Zwang erzeugen, der es lukrativ macht, Strom ohne CO2-Emission zu produzieren _und_ Strom einzusparen. Jedes auf seine Weise so, wie es sich als wirtschaftlich sinnvoll erweist. Ich hielte das für die bessere Herangehensweise.

Ist mir aber aus grundsätzlichen Überlegungen heraus wenig sympathisch. Will einen einen Besen in aufrechter Lage lagern, dann stellt man ihn auch nicht hin (und balanciert in laufend neu aus) sondern hängt ihn hin, auf dass er sich von selbst ausbalanciert. Macht nämlich erheblich weniger Arbeit, ist sicherer gegen Beeinflussung (durch Lobbyisten, wie in der Politik üblich) und sicherer gegen Irrtümer. Eine Regelung, die nur funktioniert, wenn sie ständig nachgebessert wird, halte ich nicht für optimal.

Na ja, Solarzellen finden sich meistens auf Privatdächern, und die Investoren müssen keinen vierteljählichen Rechenschaftsbericht ablegen und denken meist auch viel langfristiger. Aber auch große Unternehmen bauen durchaus auch schon mal für 20 Jahre oder länger.

Klar, deswegen meine ich, die Politik sollte dafür sorgen, dass das, was individuell profitabel ist auch gleichzeitig das ist, was gesellschaftlich gewollt ist. Die Gesellschaft will keine Solarzellen oder Windkraftanlagen - sondern gewünscht ist eine Stromerzeugung, die kein oder wenig CO2 erzeugt. Also warum nicht einfach den Markt entscheiden lassen, welche Technologie die bessere ist und die Regeln einfach für alle gleich machen?

Gas wird ja auch besteuert, Kohle nicht - hab ich zumindest neulich so aufgeschnappt.

Darin sehe ich gar keinen so großen Unterschied. Staatseinkünfte aus CO2-Steuer können ja als andere Steuern wieder erlassen werden. Das Ganze kann ein Nullsummenspiel bleiben, nur dass sich die optimale Spielstrategie ändert.

Sicher. Wie gesagt, ist das EEG ja auch nicht unbedingt verkehrt. Ich finde nur, dass es nicht optimal ist.

Im Extremfall könnte man sich eine Steuerreform vorstellen, die die Steuern hautpsächlich auf Recourcen bezieht. Also Wasser, Luftverschmutzung, Gründstücke. Für sowas würde man Steuern zahlen, sonst (wie gesagt im Extremfall) für nichts. Klar ist so eine Steuerreform utopisch, allein schon wegen der vielen internationalen Verflechtungen wohl kaum durchführbar (es sei denn begleitet von einem riesen Regelberg bezüglich Einfuhrzölle und sowas). Aber ich sehe nicht, wieso eine solche Steuergesetzgebung nicht auch sehr wohl dazu führen kann, dass ökologisch vertretbare Technologieen einen so großen finanziellen Vorsprung vor CO2-emission bekommen, dass sie sich durchsetzen. Aber eben ohne irgendwie direkt subventioniert zu werden.

Ein alternatives Modell (mit heftiger CO2-besteuerung) hat ja auch bisher noch niemand versucht.

CU Rollo

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Roland Damm

Gunnar Kaestle schrieb:

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Jupp, das scheint jetzt schon voll durchzuschlagen:

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Rolf_Bombach

Roland Damm schrieb:

Üblicherweise werden nicht Hinweise zur Unterstützung einer Hypothese gesammelt, sondern man versucht, ein Beispiel für die Gegenhypothese zu finden, um die Behauptung zu falsifizieren. Solange dies nicht gelingt, wird die Hypothese als gültig erachtet.

Nö, es hängt davon ab, wieviel am Ende des Tages übrig bleibt. Nicht die Einnahmen sind entscheidend, sondern der Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben.

Deiner Meinung ist also das solare Potential langfristig gesehen nicht ökologisch zu erschließen? Um die Ziele bis 2050 (50% Emissionsreduktion bei 30% Bevölkerungswachstum und dem Nachholbedarf in den Entwicklungsländern) zu erreichen werden wir uns ganz schön strecken müssen.

Der Primärenergieverbrauch hat sich vom BIP-Wachstum entkoppelt, der Strombedarf nicht - der wächst stetig an, auch mit Effizienzverbesserung in der Endenergienutzung. Ich glaube kaum, dass X% CO2-Minderung durch weniger Stromverbrauch erzielt werden kann. Effizienzverbesserungen von elektrischen Anwendungen können m.E. nur den Anstieg der Baseline reduzieren.

Und warum? Weil einzelwirtschaftliche Anreize da sind. Wenn der Strompreis einfach nur steigt, weil eine zusätzliche CO2-Abgabe eingepreist ist, wird das vom Privatkunden murrend hingenommen. So investiert er in ein Anlage, oder einen Teil z.B. bei Windkraftfonds und wird Teil der produzierenden Waagschale.

Andersherum wird ein Schuh daraus: Die Politik soll dafür sorgen, dass das was gesellschaftlich gewollt ist, auch individuell profitabel ist. Eine im Zentralausschuß vorgefertigte Richtung ist nur schwer dem Volk aufzupressen.

Weil der Markt nicht 100% perfekt ist und oftmals Fehlallokationen produziert. Übrigends entsteht durch das EEG doch ein offener Markt mit vielen Teilnehmern, in dem sich entscheidet, welche Technologie zu bevorzugen ist: Gittermasten oder Stahlturm (Wind), Fermentierung oder Vergasung (Biomasse), Dünnschicht oder Polykristallin (Solar).

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Energiesteuergesetz umfasst beide: Kohle 33ct/GJ, Erdgas 31,80 EUR/MWh

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ist ein mächtiger Produktionsfaktor, auf den nur ein geringer Anteil der Produktionskosten entfällt. Arbeit hingegen ist ein schwacher Produktionsfaktor, auf den der Löwenanteil der Produktionskosten entfällt. Das zeigen öokonometrische Analysen des Wirtschaftswachstums in Deutschland, Japan und den USA. Dies erzeugt den Rationalisierungsdruck zur Ersetzung teurer Arbeit/Kapital-Kombinationen durch billige Energie/Kapital-Kombinationen und den dauerhaften Verlust gut bezahlter Vollzeitarbeitsplatze. Dem Trend zu wachsender Arbeitslosigkeit und Zerrüttung der öffntlichen Finanzen kann entgegengewirkt werden, wenn zur Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben des Staates und der sozialen Sicherungssysteme die Last der Steuern und Abgaben von der Arbeit auf die Energie gemäß den Produktionsmächtigkeiten der Faktoren verlagert wird.

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haben wir für die zweite Handelsperiode eine CO2-Abgabe von etwa 20 Euro pro Tonne, bzw. 2 cent pro Kilogramm. Sofern bei diesem Cap & Trade Mechanismus nicht die Kappe heftig nach unten gedrückt wird, passiert da erstmal gar nichts - wenn man die Wirkung mit dem des EEG vergleicht. Und das Geschrei war schon groß, als bei der Überarbeitung des NAP II 26 (?) Mio Tonnen weniger Emissionsrechte ausgegeben wurden - bei einem nationalem Emissionsvolumen von rund 800 Mio t.

Gruß Gunnar

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Gunnar Kaestle

Rolf_Bombach schrieb:

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Entweder musst Du mit ein paar Nachbarn zusammenlegen, um an Großhandelskonditionen ab EEX-Hub + Transportkosten zu kommen. Oder Du wechselst Deinen Stromlieferanten - Ökostrom ist gar nicht mal so teuer...

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Gruß Gunnar

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Gunnar Kaestle

Hallo, Gunnar,

Du (gunnar.kaestle) meintest am 23.07.07:

Mit gleichen Einheiten: Kohle 9,2 ct/MWh

Also nur 1/345 der Gassteuer.

Bei Steinkohle wären das 2,9 ct/MWh. Verglichen mit der o.g. Gassteuer eher vernachlässigbar.

Viele Gruesse! Helmut

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Helmut Hullen

Moin,

Rolf_Bombach schrub:

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>

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Tcha. Die Rechnung im obigen Link schafft ja auch zu beweisen, dass der Einsatz von teureren Kraftwerken den Strompreis reduziert. Eigentümlich... Was vergessen wurde ist, dass Spitzenlastkraftwerke, wenn sie seltener eingeschaltet sind, noch teurer werden. Den Preis, für den ein Kraftwerk Strom produzieren kann einfach als Konstante anzunehmen, ist nicht sehr realistisch.

CU Rollo

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Roland Damm

1 MWh = 3,6 GJ also muss man für 1 MWh das 3,6 fache an GJ Kohle in den Ofen werfen -> 33ct/GJ ~ 1,20 Euro/MWh [CO2-Steuer]

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Sofern man den Benchmark mit 750 g/kWh für Kohlestrom aus dem NAP II

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Referenz nimmt, kommt man auf 2,66 ct/kWh bzw. 26,66 Euro/MWh_el

Wenn man jetzt sich das Energiesteuergesetz genauer anschaut, findet man in §2(3) den Passus für Erdgas ("zum Verheizen oder zum Antrieb von Gasturbinen und Verbrennungsmotoren in begünstigten Anlagen") mit einem reduziertem Steuersatz von 5,50 EUR/MWh - das macht bei 60% Wirkungsgrad eines GUD-Kraftwerkes rund 9,20 Euro/MWh_el.

Gruß Gunnar

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Gunnar Kaestle

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Nur noch mal zur Erkärung: In der Merit-Order-Kurve werden alle Kraftwerke dem Angebotspreis nach geordnet. Zuerst die Grundlastkraftwerke wie Laufwasser, Atom und Braunkohle, dann die Mittellastkraftwerke wie z.B. Kohle, dann Spitzenlast wie GuD-Anlagen und reine Öl- und Gasturbinen. Da wo sich die Angebotskurve mit der Nachfrage trifft, kommt der Börsenpreis zustande, der für alle gilt, also z.B. bei 5 cent/kWh.

Der Trick ist nun dabei, dass Windstrom nicht mit den 8 ct in diese Kurve eingeordnet wird, sondern er wird aus einem anderen Topf bezahlt und kommt somit zu 0 cent als Vorrangstrom in dieses Spiel mit hinein. Entweder kann man es sehen, dass der Ökostrom von links unten die Kurve nach rechts verschiebt oder einen Teil der Nachfrage deckt, die dann weniger aus dem konventionellen Kraftwerkspark benötigt.

Somit wandert der Schnittpunkt zwischen Angebot und Nachfrag am steilen Ende der Angebots-Kurve nach unten. Ein paar Hausnummern: Angenommen, es werden

2 GW eingespeist, dann kostet das bei 80 Euro/MWh Wind 160 TEuro pro Stunde. Gleichermaßen sinkt der Börsenpreis für die verbleibenden konventionellen Kraftwerkskapazitäten, die den Rest von z.B. 62->60 GW tragen, um 0,3 Cent pro kWh, was 3 Euro/MWh * 60 GWh = 180 TEuro pro Stunde spart.

Wenn ein Kraftwerk erstmal steht, dann sind die Investitionen sogenannte "sunk cost", die keine Rolle für die Beteiligung am Markt mehr spielen. Auf Dauer sollte man natürlich einen Deckungsbeitrag erzielen, der auch die Investitionsausgaben wieder einspielt - aber im schlimmsten Fall verliert der Betreiber die Lust, eine neue Anlage zu erstellen. Also: für die Investitionsentscheidung sind die Vollkosten wichtig, für den Betrieb nacher nur noch die variablen Kosten. Und wenn man sich anschaut, was denn Grundlast, Mittellast, Spitzenlastkraftwerke sind, dann kommt diese Einordnung nur aus den Betriebskosten (im Wesentlichen sind es Brennstoffkosten) zustande, weniger aus den technischen Gegebenheiten.

Spitzenlastkraftwerke zeichnen sich demzufolge mit hohen Brennstoffkosten aus bei geringen Investvolumen. G (ohne D) Turbinen-Komplexe haben einen Wirkungsgrad von nur 35-39%, aber kosten in der Anschaffung sehr wenig (200-300 Euro/kW), GuD-Anlagen kosten wegen des voluminösen Dampferzeugers das Doppelte, bei Kohlekraftwerken kommt noch eine Rauchgasreinigung dazu (~1.000 Euro/kW) und Kernkraftwerke sind besonders aufwändig (2000-3000 Euro/kW). Fazit: Das Spitzenlastkraftwerk ist darauf getrimmt, häufig zu stehen - günstig in der Anschaffung und es darf im Betrieb ruhig etwas teuerer sein.

Der obige Link zur Tagesschau ist eine Folge der Entflechtung. Das hatte zur Folge, dass die Erzeugung vom Vertrieb getrennt wurde und daher konnte der Stromvertrieb keine Vorzugskonditionen bei der konzerneigenen Kraftwerkstocher ergattern, sondern hat diesen Strom zu Marktkonditionen einkaufen müssen. Somit hat sich in der letzten Zeit die Power-Generation Tochter eine goldene Nase verdient und der Vertrieb konnte die Preissteigerungen seit dem Abbau der Überkapazitäten nicht so weitergeben, wie er es wollte. Diese Schranken sind nun gefallen und nun wird halt kräftig zugelangt. Da hilft nur, den Anteil der wechselbereiten Kunden im System zu erhöhen.

Gruß Gunnar

Reply to
Gunnar Kaestle

Hallo, Gunnar,

Du (gunnar.kaestle) meintest am 24.07.07:

Aua - da hatte ich Zähler und Nenner vertauscht und die Einheiten nicht kontrolliert. Das kommt davon, wenn ich mich auf meinen Kopfrechner verlasse ..

Also die gleiche Grössenordnung.

Also immer noch mehr als bei Kohle (wo vermutlich auch der Kraftwerks- Wirkungsgrad einzurechnen wäre).

Viele Gruesse! Helmut

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Helmut Hullen

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Roland Damm schrieb:

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>> Damit müssen die teuren (Spitzenlast)Kraftwerke nicht

Also, eigentlich nicht: Relativ teure konventionelle Kraftwerke werden substituiert.

Das ist gerade bei Spitzenlastkraftwerken nicht richtig: Die zeichnen sich durch relativ niedrige Fixkosten (geringer Kapitaleinsatz) und hohe variable (Brennstoff-)Kosten aus, und letztere fallen eben nur bei Benutzung an.

Teurere Kraftwerke? Das stimmt nicht unbedingt: Zwar sehen 50 Ct./kWh (PV) optisch erst einmal relativ teuer aus, aber dafür werden auf Niederspannungsebene auch wieder 15 Ct./kWh erlöst, und wenn es zutrifft, daß die Einspeisung häufig dann auftritt, wenn die Spotpreise ohne PV-Strom höher wären als diese 50 Ct., dann spart man in der Tat. (Ob das Verhältnis 5 Mrd. zu 3 Mrd. stimmt, kann man natürlich auch anzweifeln.)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

You are welcome;-) Passiert mir auch vonzeitzuzeit, besonders dann wenn das Ergebnis in die bevorzugte Richtung weist.

[CO2-Abgabe von etwa 20 Euro pro Tonne]
Ähem. Da war doch was mit oben und unten auf dem Bruchstrich: 20 Euro/t * 750 g/kWh = 15 Euro/MWh = 1,5 ct/kWh so ist's besser, aber es bleibt die Sache mit den Größenordnungen: 2,9 ct/MWh > Wenn man jetzt sich das Energiesteuergesetz genauer anschaut, findet

Gassteuer: 9,20 Euro/MWh_el (bei eta=60%) CO2-Gas 7,30 Euro/MWh_el (bei 20 Euro/t und 365g/kWh)

Kohlesteuer: 2,60 Euro/MWh_el (bei eta=45%) CO2-Kohle 15,00 Euro/MWh_el (bei 20 Euro/t und 750g/kWh)

Gas bleibt von den Abgaben her billiger, wenn der CO2-Preis nicht stark unter 20 Euro/t sinkt. Allerdings ist Kesselkohle günstiger einzukaufen als Kraftwerksgas, da liegen AFAIK die Preise bei 10 Euro und 20 Euro pro MWh Brennstoff. Noch günstiger ist Braunkohle, die kann man für 5-7 Euro pro MWh fördern.

Ich glaube nicht, dass der CO2-Preis - außer er macht irgendwelche Kapriolen jenseits der 50 Euro - die prinzipielle Investitionsentscheidung umstoßen kann. Dazu schlagen die Brennstoffpreise zu sehr durch (Größenordnung:

15 Euro/MWh aus BK, 20 Euro/MWh_el aus SK, 35 Euro/MWh_el aus Erdgas). Und der Preisanstieg von CO2-Zertifikaten kann beim Senken des kappenden Deckels durch massive Beteiligung and JI- und CDM-Projekten gedämpft werden.

Gruß Gunnar

Reply to
Gunnar Kaestle

Hallo, Gunnar,

Du (gunnar.kaestle) meintest am 24.07.07:

Nein - zu schräg gelesen. MWh ist ein wenig grösser als kWh ... Dabei ist es heute doch gar nicht so heiss - ist das schon der natürliche Zerfall?

Viele Gruesse! Helmut

Reply to
Helmut Hullen

Hallo, Gunnar,

Du (gunnar.kaestle) meintest am 24.07.07:

Ich trau mich trotzdem noch mal ... Steinkohle dürfte derzeit oberhalb von 40 Euro/t (Importkohle) liegen. Bei Braunkohle dürften bestenfalls heimische Angebote interessant sein, und da ist die Abbaubarkeit auch politisch beeinflusst.

Ganz anders formuliert: Braunkohle hat einen niedrigen Heizwert, die zu verfeuern lohnt (wie bei Holz) höchstens dann, wenn die Transportkosten gering sind. Anders ist es bei der Müllverbrennung (mit ähnlichem Heizwert): das Zeugs muss "irgendwie" entsorgt werden; da können die Transportkosten anders kalkuliert werden.

Viele Gruesse! Helmut

Reply to
Helmut Hullen

Moin,

Gunnar Kaestle schrub:

Gut, das System ist klar. Ich frage mich nur, wie der Markt auf eine solche Änderung reagieren wird. Hat mal jemand untersucht (sicher hat das mal jemand) ob ein solches System überhaupt stabil ist respektive zum günstigst möglichen Durchschnitts-Strompreis konvergiert?

CU Rollo

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Roland Damm

Roland Damm wrote: [Merit-Order-Effekt]

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ergibt sich kein Durchschnittsstrompreis. Der Market Clearing Price (MCP) ist immer der des gerade noch akzeptierten teuersten Angebots. Das kann mal auch als Grenzkosten des letzten zugeschalteten Kraftwerks interpretieren.

Der umgekehrte Fall der Ausübung von Marktmacht (Zurückhaltung von Kapazitäten zur Strompreissteigerung) funktioniert so: Ein Kraftwerk SL1 mit hohen Erzeugungskosten p_SL1, was im Normalfall noch angefordert werden würde, wird nicht angeboten. Deswegen kommt das etwas teurere Kraftwerk mit p_SL2 zum Zuge und bestimmt den Marktpreis MCP.

Man verliert einen kleinen Gewinn mit SL1, weil SL2 eventuell vom Wettbewerber ist. Sofern man aber noch genügend Basis- und Mittelkraftwerke am laufen hat, macht das nichts, weil sich deren Deckungsbeitrag nun durch den höheren MCP um die Marge p_SL2-p_SL1 erhöht.

Ergo: Kraftwerk ausschalten lohnt sich, wenn es sich in dem Teil der Merit Order Kuve mit hoher Steigung befindet und sich in diesem Teil Angebot und Nachfrage kreuzen. Weiterhin sollte man reichliche Basis- und Mittellastkapazitäten in Produktion haben, um am Preisanstieg zu Partizieren. Weiterhin profitieren auch die Konkurrenzunternehmen der Power-Generation Sparte.

Gruß Gunnar

Reply to
Gunnar Kaestle

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