X-No-Archive: Yes
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Moin,
der Einsturz des Kölner Stadtarchivgebäudes ist über die unmittelbaren Sachschäden und die möglichen, noch nicht bestätigten Personenschäden hinaus natürlich eine furchtbar tragische Angelegenheit wegen der beschädigten oder vernichteten Archivalien. Es stellt sich natürlich die Frage, was denn evtl. noch zu retten sein könnte. An sich stellt sich die Situation doch gar nicht so extrem ungünstig dar: Es ist weder zu Brand-, noch zu (Lösch-)Wasserschäden gekommen, die Objekte sind vielmehr "nur" mehr oder weniger zerdrückt, was Papier und Druckwerke nicht irreperabel vernichtet.
Nach meiner vielleicht etwas naiven Vorstellung müßte das sinnvolle Vorgehen wohl so aussehen, daß über der Unfallstelle zunächst eine freitragende Leichtbauskonstruktion als Witterungsschutz errichtet wird und dann mit viel Handarbeit das gesamte Areal gewissermaßen archäologisch enttrümmert wird, also der Schutthaufen von oben nach unten vorsichtig abgetragen und dabei alle freigelegten Archivalien geborgen werden, ebenso Comupter (wegen der Festplatten) usw. Ich könnte mir vorstellen, daß in reiner Handarbeit eine Person pro Tag wenigstens eine Tonne Schutt wegschaffen könnte, und des sollten wohl ca. 100 Personen gleichzeitig arbeiten können, so daß nur so in einem Jahr schon an die 50.000 Tonnen Schutt abgearbeitet werden könnten - praktisch wäre wesentlich mehr zu schaffen, weil wohl größere Konstruktionsteile natürlich mit maschineller Hilfe (Kräne) fortgeschafft werden könnten und man auch sonst sinnvoll mit technischer Unterstützung vorgehen könnte - im Gegensatz zur archäologischen Enttrümmerung der Dredner Frauenkirche käme es dabei ja nicht darauf an, das Baumaterial zu bergen, sondern den Inhalt des Gebäudes.
Kann jemand in etwa abschätzen, mit welchen Konstruktionsmassen wir es eigentlich zu tun haben, welche Mengen an Archivgut quantitativ (in Tonnen) demgegenüber zu bergen bzw. vorhanden sind, und mit welchem personellen, zeitlichen und finanziellen Aufwand für eine Rettungsaktion zu rechnen wäre?
Kosten: 100 Mannjahre wären ca. 5 Mio. Euro, was gegenüber dem angebenen Wert der Archivalien von 400 Mio. Euro ein durchaus vertretbarer Rettungsaufwand wäre. (Die eigentliche Schuttbeseitigung kann man nicht rechnen, die fällt sowieso an.) Die restauratorische Arbeit an beschädigten Objekten käme auch noch dazu.
Gruß aus Bremen Ralf