Schwertschmiedetechnik und Werkstoffqualitaet

Hallo zusammen,

da hier ja im Moment anscheindend Technikgeschichte das Modethema ist, werfe ich auch eine Frage in den Raum.

Zur Herstellung von Klingenwaffen gibt es ja verschiedenste "legendäre" Schlagwrter und Techniken; Damaszenerstahl, Wootz, das Kombinieren von verschiedenen Stählen (z. B. bei Katanas), etc...

Wei hier jemand etwas darüber, was von den Legenden, die sich um derartig hergestellte Schwerter rund um Schärfe (z. B. dass diese Schwerter herunterfallende seidene Taschentücher zerschneiden können), Schneidhaltigkeit, usw. ranken, zu halten ist? Wie würden denn die entsprechenden Eigenschaften eines mit einem modernen Werkzeugstahl und mit modernen Vergütungsmethoden hergestellten Schwertes im Vergleich aussehen? Besser, schlechter, ähnlich?

Wurden die Schmiedetechniken dieser Waffen durch den technischen Fortschritt überholt oder waren die qualitativ hochwertigen Waffen einfach zu teuer für die Massenarmeen, die im 17./18. Jahrhundert zur Kriegführung eingesetzt wurden?

Gruß

Manuel

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Manuel Graune
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Manuel Graune schrieb:

Man kann das Seidentuch wunderbar schneiden, allerdings nicht durch das eigengewicht desselben, sondern indem man es in der Luft mit einem Hieb zerteilt.

ähnlich, nicht schlechter und auch nicht soviel besser. jedoch mit geringerem Aufwand genausogut.

Mit der verbeserung de Qualität der Rohstähle wurde es teilweise überflüssig das miese Eisen von Damals derart zu falten und damit überhaupt erstmal nutzbar zu machen. Wenn du darauf hinauswolltest.

bye uwe

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Uwe 'hammernocker' Roßberg

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Manuel Graune schrieb:

Probiere es selbst aus, mit: guten Küchenmessern (ab 50 Euro aufwärts), Skalpellen, Rasierklingen ...

Waffenklingen sind nicht dazu da, Präzisionsschnitte auszuführen, sondern (u. a.) um Panzerungen zu durchschlagen. Wenn Du ein Schwert selbst herstellst, ist es also nicht dann gut, wenn Du mit der Klinge eine hauchdünne Scheibe Schinken schneiden oder eine Tomate unzerquetscht halbieren kannst, sondern, wenn Du damit mehrfach gefüllte Konservendosen zerschlagen kannst, ohne daß es dabei arg schartig wird oder zerbricht. Rasierklingen und Skalpelle kannst Du dann vergessen, auch gute Küchenbeile sind dann bald arg beleidigt ...

Um die Zeit wurde eigentlich schon tapfer geschossen, mit Feuerrohren. Aber die Blankwaffen waren durchaus brauchbar. Langfristig kommt es ohnehin auf gute Pflege an: trocken und sauber halten, regelmäßig polieren und fetten. Eingetrocknetes Feindesblut mag zwar pittoresk aussehen, ist aber allemal für einen heftigen Anschiß durch den Dienstvorgesetzten gut und für den armen Stahl einfach nur Mord.

Vergiß übrigens nicht, daß diese geschmiedeten Waffen immer sauteuer waren - die Kosten werden angesichts der heutígen industriellen Möglichkeiten gerne unterschätzt, obwohl man für ein halbwegs gutes handgeschmiedetes Schwert immer noch vierstellige Beträge hinlegen darfst (gut, wären in industrieller Serienfertigung wohl billiger).

Übrigens sind Schwertklingen überraschend leicht (ca. 1 kg) - eigentlich kein Wunder: im Handgemenge kommt es auf Geschwindigkeit an.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Da darf ich mal die eigene Webseite empfehlen:

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Gruß, Ralf.

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Ralf Pfeifer

Am Sat, 10 Dec 2005 17:38:41 +0100 schrieb Ralf Pfeifer:

Schön gemacht!

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Und hier meine Stadt:
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Internationale Gesellschaft für Damaszenerstahlforschung Deutsches Klingenmuseum, Klosterhof 4, D-42653 Solingen
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Solinger sind echt scharf ;-)

Mit freundlichen Grüßen Peter Nießen

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Peter Niessen

Moin,

Peter Niessen hat geschrieben:

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Interessant, das schon auf diesen beiden Seiten gänzlich unterschiedliche Verfahren der Herstellung von Damast beschrieben/verwendet werden.

CU Rollo

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Roland Damm

Am Sun, 11 Dec 2005 12:47:55 +0100 schrieb Roland Damm:

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Es gibt halt verschiedene Verfahren. Unter damaszieren wird auch oft das Einätzen eines Bildes in Stahl verstanden. Damaszierte Klinge bedeutet dann: Da ist ein Bild drauf!

Mit freundlichen Grüßen Peter Nießen

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Peter Niessen

Peter Niessen schrieb:

Und wenn noch weitere biometrische Daten drauf sind geht der sogar beim US Immigration Office durch.;-)

CNR, Dieter

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Dieter Wiedmann

Jau, um die Sache noch mehr zu verwirren:

Die Solinger haben es im 19(?) Jahrhundert geschafft, erstklassige Säbel zu schmieden, die aus einem Stück waren und den Damast-Klingen haushoch überlegen waren. War ein Flop, keiner wollte die Blankwaffen haben. Damast-Klingen waren angesagt, "einfache" Klingen taugen nix war die gängige Ansicht.

Dann kam ein findiger Kopf auf die Idee Damast-Muster in die Klingen zu ätzen (das "damaszieren") und schon gingen die "Damast"-Klingen weg wie frische Brötchen, zumal sie wirklich besser waren. s.u.

Drum ist Solingen auch das Zentrum der Ätztechnologie und daraus sind dann Galvanik und Leiterplatten-Fritzen entstanden.

Die preussische Armee hat mit dem Militär-Säbel alles in Klump gehauen, was sich mit so einem Säbel zerlegen ließ.

Die Abnahmebedingung war:

  1. Säbel wurde am Griff aufrecht in einem Schraubstock eingespannt, dann wurde die Klingenspitze zu einer Seite gebogen, bis sich ein 180 Grad Halbkreis bildete. War der Kreisbogen nicht gleichmäßig, ging das Teil in den Schrott, wenns brach latürnich auch.
  2. Die Spitze wurde losgelassen, der Säbel mußte dann wieder in die Ausgangslage kommen und gerade sein! Wenn nicht: Schrott.
3.+ 4. Das gleiche zur anderen Seite.
  1. Anschließend wurde ein Rundeisen von 8mm in den Schraubstock gespannt und ein voller Hieb (Rundschlag) auf das Rundeisen gehauen. Wenn irgendetwas an der Klinge bzw. Schneide zu sehen war, kam sie in den Schrott

Mir wurde glaubhaft versichert, dass kein einziges Samurai-Schwert jemals dieser Tortur unterzogen wurde, noch dass es die geringste Chance gibt, dass das Samurai-Schwert diese Prüfung überlebt.

Gruß aus Solingen!

Tschüß Wolfgang

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Wolfgang Allinger

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begin quoting, Wolfgang Allinger schrieb:

Also, _das_ möchte ich sehen!

Ist Karneval? (Von diesen legendären Säbeln müßten einige überlebt haben - wo kann ich die besichtigen?)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Moin,

Ralf Kusmierz hat geschrieben:

Es war noch nicht die Rede davon, um was für einen Werkstoff es sich bei dem Rundeisen gehandelt hat. Ich habe hier einen alten Amboß stehen, so als Zierstück aber seinerzeit durchaus als Werkzeug verwendet. Wenn man auf den mit einer Axt von heutiger Baumarktqualität draufhaut hat man eine mächtige Kerbe im Amboß und keine Spuren von dem Schlag an der Axtschneide. Klar, man sollte schon gerade draufhauen also die Axtklinge nicht verkanten.

Und war da nicht neulich die Demonstration in * auf sat1 wo eine Gewehrkugel durch ein Samuraischwert gespalten wurde (also auf die Schneide geschossen wurde dahinter zwei Löcher in der Wand gemacht hat)? Klar, so eine Kugel ist vielleicht nur aus Blei. Aber ist die Schneide hart genug, stumpfwinklig (eben keine Rasierklinge) und damit steif genug daß sie nicht seitlich ausknickt, was soll sie dann anderes machen als heile zu bleiben? Muß nur noch der Rest der Klinge zäh genug sein um nicht zu brechen. Das hängt aber wieder ganz gewaltig von der Art der Einspannung des Rundeisens ab.

Ebenso sollte klar sein, daß Eisen- sägen/feilen durchaus viel Eisen zerspanen können ohne einen Schaden davon zu tragen. Mal ehrlich, das Sägeblatt einer Hand-Eisensäge, 30cm, 10mm breit, HSS-Baumarktqualität erfüllt auch genau die hier gegebenen Anforderungen.

Was mich bei dem Prüfverfahren eher aufhorchen lässt ist der Test auf Biegsamkeit. Klar ist das ein hartes Kriterium wenn man bedenkt, daß Handgeschmiedete und gehärtete Eisenwahren gerne zu kleinen Rissen, Einschlüssen und all so was neigen. Das sind probleme, die man erst so richtig in einer Serienproduktion sprich mit sehr kontrollierten Prozeßbedingungen in den Griff bekommt. Das dürfte wohl genau das Novum bei den Solinger Klingen gewesen sein. Ein 10000fach gefalteten Stahl bekommt man halt nicht zuverlässig frei von Rissen oder Einschlüssen.

CU Rollo

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Roland Damm

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Roland Damm schrieb:

Im Zweifelsfalle den damals Handelsüblichen.

Hart *und* elastisch? Nimm ein Stück Schrott (also nicht Deinen wertvollen antiken Amboß) und dresch mal mit besagtem Beil drauf: die Schneide *hat* dann eine Delle (plastische Verformung), insbesondere, wenn sie vorher *scharf* war (was eine sehr kleinen Auflagefläche und damit einer sehr hohen Flächenpressung entspricht).

8 mm im Schraubstock - ziemlich klar definiert, nicht?

Damit kannst Du aber keine Tomaten schneiden.

Wenn man die ca. 1 m lange Klinge elastisch, also ohne bleibende Verformung, zu einem 180-Grad-Halbbogen rundbiegen können soll, muß die aber wirklich _sehr_ dünn sein (rechne es nach!). Und so elastisch, aber die Schneide gehärtet? So einen Säbel hätte ich gerne!

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Danke schön!

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Bei Manfred Sachse war ich mal in der Werkstatt. Sehr interessante Person und sehr schöne Arbeiten.

Gruß, Ralf.

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Ralf Pfeifer

Guckstu Lexikon der Hieb- & Stichwaffen, ISBN 3-86070-792-2, Seite 14.

BTW ich hab (aussem Kopp) auch noch flasch zitiert: es war kein 8mm Rundeisen sondern ein 8mm Kanteisen! Nu guckst aber :-)

Trotz Karnevalsaison sollte es Unmengen der preussischen Militärsäbel geben. Da bei euch in der Gegend aber vorzugsweise Fische abgemurkst werden und Starndräuber sich eh nur an Wehrlosen vergreifen, sind Säbel bei euch wohl eher nicht in Gebrauch :-)

In obigem Lexikon ist z.B. auf Seite 237 ein Säbel (um 1880) abgebildet, der die Inschriften *EISENHAUER* (sic!) und EWALD CLEFF SOLINGEN hat. Der Säbel ist übrigens damasziert. Mit Sicherheit sind auch noch andere Bilder von preussischen Blankwaffen darin.

Mit Sicherheit sind welche im Deutschen Klingenmuseum Solingen zu sehen. Aber welcher Solinger geht da schon hin :-) Ich war schon 2mal da :-p

Tschüß Wolfgang

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Wolfgang Allinger

Ich mach hier mal die Ingrid :-)

Ich hab mal bei google: preussischer säbel eisenhauer eingegeben, 16 Treffer, bei

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ist einer abgebildet. Die anderen links hab ich nicht alle kontrolliert.

Tschüß Wolfgang

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Wolfgang Allinger

Es gibt mehrere Filme dieser Art. In

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ein Maschinengewehr auf die Klinge abgefeuert. Die Klinge übersteht mehrere Treffer. Eine Kugel wird in der Mitte gespalten etc. Die Zeitlupe in der Mitte des Films _ist_ beeindruckend.

Und hier gewinnt das Schwert:

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IMHO beeindruckend.

Thiemo

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Thiemo Stadtler

Roland Damm schrieb:

Hallo,

bei den Faltungen wird wohl hemmungslos =FCbertrieben und auch nicht=20 sauber unterschieden zwischen der Zahl der Lagen und der Zahl der=20 Faltungsvorg=E4nge.

10 Faltungsvorg=E4nge ergeben immerhin schon 1024 Lagen. Eine Lage sollte aber schon noch dicker als ein Atom sein. ;-)

Bye

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Uwe Hercksen

"Uwe Hercksen" schrieb:

Noch besser wäre dicker als ein korn. Oder willst du homöopathischen Stahl herstellen? ;)

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Torsten Stütz

herstellen? ;)

Nanostahl läßt sich sicher gut vermarkten.

Michael Dahms

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Michael Dahms

Moin,

Torsten Stütz hat geschrieben:

Klar, ich meinte das ja auch nur so als übertriebenes Zitat seitens der Fans.

Metallisches Glas - bei HiTec-Freunden gerne gesehen. Also so lange falten bis eine komplett amorphe Struktur bei rauskommt. Nur fraglich, ob das nicht unter einem solchen Druck steht, daß es schon nach einem Hammerschlag wieder rekristallisiert.

CU Rollo

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Roland Damm

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