welcher Wirkungsgrad elektr. Heizung

Am 2004-10-17 schrieb Andreas Weber:

Was viele verschweigen: Nachtspeicherheizungen wurden entwickelt um Grundlastkraftwerke besser (besserer Wirkungsgrad) nutzen zu können. Was nützt es uns ökologisch, wenn viele Häuser zwar mit Gas bei einem Wirkungsgrad von 95% geheizt werden, dafür aber noch mal zusätzlich diese Energie durch die Kühltürme der Kraftwerke verbraten wird, um die Stromtieflast anzufahren. Es ist nicht alles schwarz oder weiß, wenn man mal genauer hinschaut.

Bis ein Diesel auf Betriebtemperatur ist, dauert es einige Minuten. Bis dahin sind deine Abgaswerte jenseits von gut und böse, der Verschleiß ist grausam, der Wirkungsgrad sicher auch nicht dort, wo du ihn erwartest und jetzt kommt die nächste Frage: Was sagt dein Netzbetreiber zu so einer Betriebsart?

Für ein modernes Einfamilienhaus reicht allgemein eine 25...30 kW Heizanlage, die würde dann aber während der Heizperiode fast durchlaufen (geregelte Gaszufuhr). Die Wiederanheizverluste sind deshalb bei einer guten Heizungsanlage schon mal deutlich reduziert. Moderne Heizungen arbeiten zudem mit einer Vorlauftemperatur von etwa 40 Grad, die Heizkessel sind darauf auch extra ausgelegt.

Ein Dieselmotor hat eine Betriebstemperatur von 60...95 Grad (je nach dem, wo man misst, das Öl wird noch deutlich wärmer), somit bleibt der Motorblock trotz Kühlkreislauf immernoch 60 Grad warm und die Abgastemperatur lässt sich auch nicht beliebig reduzieren, Ölpumpe, Einspritzpumpe und Wasserpumpe + deren Kraftübertragungen brauchen auch Energie, die eben nicht in im Kühlkreislauf nutzbare Wärme übergeht. Somit muss man diese Wärme auch irgendwie los werden. Somit sind wir schon bei einem Abgaswärmetauscher, einem Kühlkreislaufwärmetauscher und einem Lärmschutzhaubenwärmetauscher, die völlig verschieden Wärme abgeben.

Zudem: Ein Automotor hat nach 100.000 km etwa 7 Ölwechsel hinter sich, der Zahnriemen (Ventilsteuerung) ist kurz vor dem Tod und ein paar Luftfilter sind auch schon weg. 100.000 km entsprechen aber mal gerade

1670 Betriebsstunden, also gerade mal 2,5 Monate Dauerlauf. Man sieht: Um einem Dieselmotor die Wärme zu entlocken, bedarf es schon ein wenig mehr Gedankengänge.

Also muss ein teurer stationärer Motor her, der aber auch meist recht spezielle Ersatzteile braucht. Für ein Einfamilienhaus würde ja ein 25 kW Motor reichen. Eine effektive, stufenlose Heizregelung ist bei solchen Vorraussetzungen nur sehr begrenzt möglich, da solche Motoren hauptsächlich für eine fixe Drehzahl ausgelegt werden (Abgaswerte) und die Wärme eben auch noch an drei verschiedenen Punkten und zu verschiedenen Zeitpunkten (bei Taktbetrieb) entstehen. Schon muss man die Wärme für die Niedertemperaturheizung vielleicht doch in einem Wassertank buffern und hat neben den Aufheizverlusten auch noch Speicherverluste.

Schon sieht so eine Anlage gar nicht mehr einfach und blumig aus, wie es auf Ideenblatt noch aussah...

Auf die Generatorseite mit FU und deren Regelungen bin ich jetzt gar nicht erst eingegangen, denn entweder macht man eine verlustbehafteten Taktbetrieb und produziert eben nur so wenig Strom, dass sich die Elektroanlage nicht wirklich bezahlt macht, oder man produziert 24h/d Strom und bläst die Abwärme in die Umwelt, um eben auf die besagten 7000 Betriebsstunden im Jahr zu kommen, nur ist man dann bei bestem Willen nicht mehr ökologisch.

Eine Heizung setzt um 5 Uhr morgens die meiste Energie um, dann liegen die meisten Leute aber noch im Bett und denken sicher an was anderes als ein warmes Mittagessen um die Zeit zu kochen, den Teppich zu saugen oder die Wäsche zu waschen. Die meisten Firmen sind auch noch zu, somit braucht um die Zeit allerhöchstens der Mensch mit einer elektrischen Heizung etwas Strom...

Klar, mit dem Kilowattpreis deiner Stromrechnung.

Falsch. Schon gar nicht zusätzlicher Strom.

Und diese Abfallprodukte werden noch größer, um so mehr Strom du morgens um 5 Uhr in das Stromnetz einspeist.

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Juergen Bors
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Am 2004-10-18 schrieb Gerd Schweizer:

Je nach Kraftwerksart. Ein Kraftwerk mit Fernwärmespeisung liegt in der Gesamtenergienutzung höher, andere liegen etwas niedriger. (35...40%)

Das bezieht sich natürlich nur auf Kraftwerke, die Wärmekraftmaschinen nutzen.

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Juergen Bors

Hallo, Juergen,

Du (j_bors) meintest am 18.10.04:

Was u.a. dazu geführt hat, dass in etlichen ländlichen Versorgungsgebieten die Nachtlast grösser wurde als die Taglast. Denn tagsüber waren die meisten Leute in der Stadt, zum Arbeiten.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo, Gerd,

Du (gerd.schweizer) meintest am 18.10.04:

Auch wenn ich nicht Dirk bin: Steinkohlekraftwerke schaffen das, Kraftwerke mit Gas- oder Diesel-/Heizölmotor auch.

Für den letzten Typ: beliebt sind Schiffsdiesel und LKW-Motoren.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Du meinst, das war nur um die Fernwärme zu behindern? Nun ja...

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Martin D. Bartsch

Hallo, Christoph,

Du (christoph_mueller_ibmx) meintest am 19.10.04:

???

??? Die Tauschwirtschaft hat bisher nie funktioniert, nicht mal in der Familie.

Und was ist, wenn der Strombedarf hoch, der Wärmebedarf aber minimal ist?

Es ist imnmer wieder schön zu beobachten, wie Leute Utopien nachlaufen.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo, Christoph,

Du (christoph_mueller_ibmx) meintest am 19.10.04:

Ach nee - also doch nicht pures Tauschen.

Mir sagt das etwas - steinzeitliches Werkzeug. Mit (mindestens theoretisch) unendlich langer Einstellzeit. Kann Totzeiten miserabel berücksichtigen.

Ein simpler Zweipunktregler ist oft viel besser. Insbesondere dann, wenn in einem Gesamtsystem viele geregelte Teilsysteme vorhanden sind.

So - würden sie das? Oder träumst Du das nur? Warum soll in unserem 8-Familien-Haus jeder Mieter sein BHKW im Keller betreiben?

Also träumst Du nur. Andersrum: der Wärmebedarf ist demnach (insgesamt) viel höher als der Strombedarf.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hi Helmut,

Helmut Hullen schrieb:

Auweiha. PID-Regler sind nach wie vor aktuell und funktionieren (wenn sie richtig eingestellt sind) in 95% der Anwendungsfällen sehr gut. Die "unendlich lange Einstellzeit" erinnert mich an den Besserwisser in der Berufsschule(1997):"neee, nach 5 $tau ist der Kondensator noch nicht voll"

Aber eine Diskussion über Methoden mittels Laplace- oder Z-Transformation oder direkt im Zeitbereich berechneten Parameter wollen wir ja jetzt nicht anfangen, oder?

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Andreas Weber

Weil sie von den Dimensionen keine Ahnung haben.

In Österreich gab es vor 30 Jahren einmal ein schönes Beispiel für einen Ausrutscher des allseits beliebten Kanzlers Kreisky, der die Naßrasur als energiesparendes Substitut für die Elektro- rasur vorschlug.

Die "Leut'" kriegen nasse Augen von "Haushalten" bei den Windturbinen und denken nicht daran, daß eine einzige E-Lok mehr Strom verbraucht als eine ganze Plantage von Windturbinen im Normalwindfall herbringt.

Die elektrische Zahnbürste aber halten sie für Energievergeu- dung bis ihnen die Zähne ausfallen. Der Zahnarzt sollte den Bohrer möglichst mit Tretpedal der Assistentin betreiben.

MfG

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Franz Glaser (KN)

Hallo Andreas,

Oh ja, das wäre bestimmt lustig.

Nur mal ein paar Stichworte zur Regelstrecke:

- kein Zugriff des Netzreglers auf die primären Leistungregler der Anlagen

- Anlagen fahren primär nicht stromgeführt, sondern wärme- oder ertragsgeführt. Der Eigentümer kann dies zu jeder Sekunde ändern.

- das Netz hat unbegrenzte Abnahmeverpflichtung, die Erzeuger haben aber keine Lieferverpflichtung

- das Netz hat keine eigenen Erzeuger

- alle Netzparameter müssen über eine einzige Stellgröße (Einkaufspreis) geregelt werden. Ein gemeinsamer Preis für alle unabhängig von Anlagengröße o.a.

- die Netzkuppelstellen zu den Verbundnachbarn müssen wie bisher funktionieren, die Nachbarn dürfen sich aber am unverbindlichen Teil des Spiels beteiligen

- [..]

Das alles macht natürlich locker ein PID-Regler.

Siegfried

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Siegfried Schmidt

Hallo Siegfried,

Siegfried Schmidt schrieb:

[Anforderungen zur Regelung eines BHKW geschnippt]

Nee, davon war ja auch gar keine Rede. Ich habe nicht behauptet, daß ein PID-Regler bei dem was du schreibst (BHKW) Sinn macht. Ich habe der Aussage:"Ein PID-Regler ist ein steinzeitliches Werkzeug" widersprochen. Es gibt kein Allheilmittel für jegliche Regelstrecke. Aber der PID ist IMHO für die häufigsten (>90%) Regelaufgaben geeignet und gehört nicht in ein Museum für Paläontologie... Gruß Andy

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Andreas Weber

Hallo Andreas,

Ich hab doch gar nichts von BHKW geschrieben. Im OP gings um Markt- und Netzregelung.

Siegfried

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Siegfried Schmidt

Am 2004-10-19 schrieb Christoph Müller:

Ja, das frage ich dich ja gerade: Wozu ein Blockheizkraftwerk? Wenn ein Blockheizkraftwerk im Taktbetrieb betrieben wird, wird im runde im gleichen Takt ein anderes Kraftwerk in der Energieabgabe geändert, da die Energieabnahme weitestgehend konstant ist.

Im letzten Posting versuchte ich dir klar zu machen, dass man dadurch Anheiz- und Abkühlverluste hat, die es im Grunde im gleichen Maße noch mal im Kraftwerk gibt, weil die Abgabeleistung verändert werden muss. Das Missmanagement macht also der BHKW Betreiber, denn Energie ist ja normalerweise genug da, wenn du deinen Generator zuschalten willst.

Informiere dich mal, wie ein Kraftwerk betrieben wird und was kostenerhöhende Faktoren bei einem Kraftwerksbetreiber und Netzbetreiber sind.

Bei der von dir vorgeschlagenen Betriebsweise würde dir ein normaler Netzbetreiber im echten Wettbewerb keinen Cent für deinen produzierten Strom geben.

Ich wohne zur Miete. Ich glaube, mein Vermieter hätte wirklich was dagegen, wenn ich auf so eine Idee kommen würde. Geh auf eine Insel (Neuwerk) und versuche da mal Strom zu produzieren, dann wirst du merken, was alles nicht geht.

Was willst du damit sagen? Beispiel: In Neumünster gibt es ein Kohlekraftwerk mitten in der Stadt. Wenn man das Kohlekraftwerk mit Fernwärme betreibt, wird ein Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerkes von schätzungsweise 42% erreicht. Ohne könnte er bei 45% liegen, weil die Fahrweise für die Nutzung der Fernwärme geändert werden muss. Trotzdem rechnet sich ein Fernwärmenetz ökonomisch, weil man so bei den Kunden Strom und Wärme verkaufen kann. Dass dadurch etliche Häuser und Wohnungen mit einer derart sauberen Heizung geheizt werden, wie es keine private, auf fossile Brennstoffe basierende Heizung hinbekommt, kannst du dir mal so im ökologischen Sinne durch den Kopf gehen lassen.

Kannst du diesen Gedankengang mal in klare Worte fassen? Willst du damit sagen, wenn du deinen Strom selbst produzierst, ist es völlig egal, dass die produzierte Kilowattstunde 65 Cent kostet, im ökologischen Sinne sogar noch weit mehr? (Was kostet es denn wohl an Energie und Rohstoffen, wenn für eine Stadt wie Hamburg für jedes Haus ein eigenes BHKW gebaut werden muss? Bedenke bitte: Hamburg ist voll mit Strom und sicherlich auch mit Heizungen versorgt.

Irrtum. Man baut nicht eine Maschine weil es geht, sondern weil sie einen ökonomischen Sinn macht oder den Komfort erhöht. Ein BHKW erfüllt diese Punkte in den meisten Fällen langfristig gesehen nicht.

Dazu müsstest du erst mal so wirtschaftlich produzieren, dass es sich lohnt. Zwar zahlt Mieter Willi 16 oder 18 Cent pro Kilowattstunde, doch der verbraucht auch bloß 1500 kWh pro Jahr.

Wenn ein Netzbetreiber einen Kunden hat, der so 100.000.000 kWh verbraucht, der zahlt dann vielleicht 3 Cent für die Kilowattstunde. Und das ist kein Extrem. Sprich: Wenn der Netzbetreiber Geld verdienen will, darf der produzierte Strom sicher nicht mehr als 3...5 Cent kosten.

Wenn hier vorgerechnet wird, dass bei einem künstlich hochgehaltenem Einspeisepreis von etwa 90 Cent pro kWh ein BHKW 7000 von 8760 möglichen Stunden pro Jahr laufen muss, damit es Geld in dem Jahr verdient, kannst du dir ausrechnen, wie lange du im Kalten sitzen darfst, wenn die gleiche Anlage nur anspringt, wenn der gezahlte Strompreis bei mindestens 6 Cent pro kWh liegen soll. Das dürfte maximal 2 mal an den Wochentagen Mittags um 11 und Abends um 18 Uhr sein, jeweils für ein, zwei Stunden. Dann würde dein BHKW nie Geld einbringen und du ganz schön heftig im Kalten sitzen.

Deine Ideen sind zwar nett, aber etwas unausgegohren. Ich beende die Diskussion hier, da ich noch mehr auf dem Zettel habe.

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Juergen Bors

Hallo Siegfried,

Siegfried Schmidt schrieb:

Okay, dann entschuldige. Und nimm doch bitte kurz Stellung, ob du PID für überflüssig/veraltet hälst. Also ich war vor Jahren bei der EnBW. Damals hies es, daß Kernkraft dauernd die Grundlast fährt und nicht geregelt wird. Schwarzkohle weitgehendst auch. Braunkohle und Gas wird geregelt, Speicherkraftwerke für die Spitzenlast (gibt es bei uns einige). Die Regelung die ich von da kenne (die 50Hz ist der Sollwert) ist eher sowas wie Langzeiterfahrung über die Jahre kombiniert von einer humanen PD-Regelung. Gruß Andy

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Andreas Weber

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Siegfried Schmidt schrieb:

Das Preissignal kann vollautomatisch aus der über einen kurzen Zeitraum (fünf Minuten oder so) gemittelten Netzfrequenz gewonnen werden (setzt allerdings sehr genaue Referenzfrequenzen bei den Teilnehmern voraus, wenn man die Frequenz nicht sehr weglaufen lassen will). Natürlich ist der Preis nicht für alle gleich: abgegebene Leistung wird in Abhängigkeit von der lokalen Netzanbindung (Leitungslänge und mögliche Übertragungsleistung) immer etwas geringer bezahlt als aufgenommene, von der Marge wird das Netz finanziert. Relativ sinnvoll wäre es dabei, wenn sich die Benutzer auch an den Netzbetriebsunternehmen beteiligen würden, dann kann ihnen die genaue Netzbetriebsspanne einigermaßen egal sein.

Niederspannungsleistung braucht dabei keineswegs immer teurer zu sein als Hochspannung: wenn in einer Region mehr eingespeist wird als abgenommen, laufen die Trafos eben "rückwärts", d. h. es wird aus dem Mittelspannungsnetz ins Hochspannungsnetz rückgespeist - dann muß der Strompreis in dem Stadtnetz natürlich niedriger sein als in dem Überlandnetz, und davon sollten dann auch die lokalen Abnehmer profitieren.

Man müßte evtl. über eine Fernwirkvorrichtung die jeweils aktuelle Preis-Frequenz-Relation updaten können (die bleibt ja nicht für alle Ewigkeiten gleich und ändert sich aus o. a. Gründen auch regional), aber das sollte heutzutage wohl kein prinzipielles Problem sein. In Abhängigkeit von der kurzfristigen Preisprognose entscheiden dann die Marktteilnehmer, wieviel sie erzeugen oder verbrauchen - sackt die Frequenz ab, wird der Strom plötzlich teuer (und die Erlöse steigen), steigt sie an, wird er billig (mit sinkenden Erlösen).

Für diejenigen, für die sich eine solche marktliche Preisdifferenzierung nicht lohnt (Kleinabnehmer oder auch Kleinerzeuger im kW-Bereich, z. B. Photovoltaikdächer), muß man dann eben aus Erfahrungswerten pauschale Abrechnungsmodelle finden - sollte auch kein wirkliches Problem sein.

Wo liegt das Problem? Etwas weiter gedacht: wozu braucht man dann überhaupt noch ein Verbundnetz? Zur Sicherstellung der Ausfallreserve ist es schon heute nicht gedacht, vielmehr muß jeder einzelne Betreiber ohnehin umlaufende Reserveleistung (also nicht kalte oder warme) in Größe seines größten Blocks selbst vorhalten (was zu diesen pervers hohen Reserveleistungsvorhaltungen für die GW-Blöcke der KKW führt). Je kleiner und aufgeteilter die Erzeugung ist, um so mehr entschärft sich das Ausfallreserveproblem. Wenn die Kleinkraftwerke typischerweise im Bereich von 100kW liegen, kann man ohne weiteres das Netz als Reserve für ungeplante Leistungsausfälle verwenden und hat dennoch eine extrem hoch zuverlässige Versorgung.

Sinnvoll wäre ein Verbundnetz dann eigentlich nur noch für einen durchaus wünschenswerten tageszeitlichen Lastausgleich zwischen Ost und West "rund um die Welt" und ggf. einen globalen saisonalen Lastausgleich zwischen Nord und Süd - das dafür erforderliche

10-MV-Netz existiert aber ohnehin nicht.

Liefergarantie? Nö, die gibt's dann nicht mehr. Na und? Wer Strom will, der zahlt auch dafür, und dann findet sich auch sicher jemand, der liefert (alles eine Preisfrage - zur Not macht er ihn sich eben selbst), ein einfaches Willkürverbot in der Vertragsgestaltung ist dafür völlig ausreichend. Es muß sich nur jemand um die technischen Standards kümmern, und das macht dann eben zweckmäßigerweise der Netzbetreiber (wem's nicht paßt, der geht nicht ans Netz: zur Not funktionieren auch durchaus noch Insellösungen - nicht, daß ich die empfehlen könnte).

Das ist doch alles andere als neu, das hat doch schon Gottfried Rössle in "Das MAREN-Modell" ausführlich dargelegt.

???

Das machen ganz viele PID-Regler in vielen, *sehr* vielen kleinsten Einzelanlagen, die übrigens meistens alle "am Anschlag" sind: entweder lohnt sich für den Erzeuger die Einspeisung gerade preislich, dann läuft er mit Nennleistung, oder nicht, dann ist die Anlage aus bzw. speist nur soviel ein, wie für ihn gerade aus anderen Gründen (Wärmebedarf usw.) sinnvoll. Millionen von Kleinstkraftwerken verhalten sich am Netz nicht anders wie genausoviele unsynchronisierte Verbraucher, die auch nicht um Erlaubnis fragen, ob sie jetzt Fernseher oder Herd einschalten dürfen oder nicht, nur mit umgekehrtem Vorzeichen.

Die Gefahr von Regelschwingungen besteht theoretisch natürlich schon - läßt sich aber ganz leicht dadurch beheben, daß man auch die Ableitung der Frequenz nach der Zeit verbindlich als Regelgröße vorschreibt, heißt: bei zu schneller Frequenzänderung müssen sich die Generatoren dämpfend verhalten, dürfen also z. B. nicht zu- oder weggeschaltet werden, obwohl ihre wirtschaftliche Zu- oder Abschaltgrenze eigentlich schon überschritten wurde. Das Problem ist aber eher theoretisch: vorerst sind ja weiterhin die "großen Öfen" (skandinavische Wasserkraft, Kohlekraftwerke, Speicherkraftwerke und auch noch KKW) am Netz und haben eine ganz erhebliche Regelreserve, geben außerdem "den Takt an". Und die können natürlich nicht "alles oder nichts" spielen, weil die entsprechenden Einzelleistungen schon nicht mehr vernachlässigbar sind, die müssen dann bei sinkender Abnahme und zurückgehendem Preis tatsächlich drosseln, sonst zahlen sie für die Einspeisung drauf.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Andreas Weber schrieb:

Die Erzeuger müssen derzeit ja auch eine Leistungsbilanz für ihre Region im Auge behalten. Natürlich regelt man mit Grundlastkraftwerken (außer in Notfällen, also bei sprunghaften Frequenzänderungen - deutet auf Netzzerfall und ähnliche ernsthafte Störungen hin) nichts, aber es sind die Liefer- und Abnahmeverpflichtungen im Verbund einzuhalten. Und die Lastgänge weisen i. a. langsame Veränderungen und vorhersehbares Verhalten auf, da kann man viel steuern (geplanter Betrieb) und braucht nicht viel zu regeln.

Daß da mal was wirklich überraschendes passiert, ist selten - passierte vor einem Jahr z. B. mal, als in Norditalien der Netzzusammenbruch geschah, da stand die EdF vor dem Problem, daß sie ihre Grundlast aus den KKW nicht mehr los wurde und bei einem Lastabwurf eine Ausweitung des Netzzusammenbruchs nach Westeuropa gedroht hätte. Das RWE hat dann künstlich Last geschaffen und die Speicherkraftwerke auf Pumpen geschaltet, damit war der Kuchen gebacken. Das geht aber nicht automatisch, sondern wird telefonisch gemanagt.

Grundsätzlich gibt es die automatische Leistungs-Frequenz-Regelung aber schon, bloß wirkt die immer auf einmal von Spanien bis zum Nordkap über das gesamte europäische Verbundnetz und arbeitet deswegen eher sehr unauffällig im Hintergrund. Und die 50Hz werden "im Mittel" auch sehr genau nachgeregelt - Synchronuhren haben auf die Dauer keine merklichen Gangabweichungen.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Hi,

Was ist der Unterschied zwischen Zu- und Abschalten eines BHKW von z.B.

10KW und dem Zu- und Abschalten einer 10KW elektrischen Heizung, oder sonstigen Verbrauchern?

Beides sind Lastschwankungen, die z.B. das KKW betreffen.

Wenn es nun sehr viele KKWS gibt, dann sollte die mittlere Einspeiseleistung relativ konstant sein, da kaum alle BHKWs gleichzeitig ein und ausschalten.

Ich sehe den Unterschied zwischen Zu- und Abschaltung eines BHKWs und Zu- und Abschaltung eines Verbrauchers einfach nicht.

Der Unterschied für das große Kraftwerk ist nur eine geringere Nennleistung. Bei vielen BHKWs kann man dann halt ein KKW oder so abschalten. Sonst ändert sich nichts.

Viele BHKWs erzeugen im wesentlichen eine konstante Leistung, auch wenn eine einzelnes ständig zwischne 0% und 100% wechselt.

Und die tageszeitlichen Unterschiede haben sowohl auf BHKW-Seite als auch auf Verbraucherseite, das ist also auch nichts neues.

Michael

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Michael Rübig

Hallo Ralf,

Es gibt nur eine Marge unabhängig vom Anschluß für alle.

Ausdrücklich unerwünscht, das Netz ist ein staatliches Monopol. Ansonsten bekommt man die EVUs nicht aus dem Netz und man hat die unveränderte Situation, daß die kapitalkräftigsten Teilnehmer das Netz bestimmen.

Es soll genau umgekehrt sein, die Kleinerzeuger sollen das Netz und dessen Preisgestaltung bestimmen.

Die Preissenkung soll nicht Verbraucher entlasten, sondern die Produktion drosseln. Und dazu muß sie sich natürlich auch auf das Fernnetz auswirken, absonsten hätten überregionale Einspeiser einen Vorteil bei lokaler Überproduktion.

Die Preise sollen zentral festgelegt und verteilt werden. Es gibt niemanden mehr, der direkt netzgeführt einspeist.

Genau umgekehrt: ausgerechnet diese Anlagen sollen wegen der möglichen Reaktionsgeschwindigkeit vollständig am Handel teilnehmen und ihn sogar bestimmen. Sie sollen Anlagen mit speicherbaren Energien bei Bedarf immer aus dem Markt verdrängen können - weil dies der einzige Weg ist, daß sie in einem freien Handel ihre höheren Kosten einfahren.

Pauschale/mittlere Preise werden eher von Großanlagen berücksichtigt werden können.

Es wird keine Betreiber regionaler Netze, die zur Ausfallsicherung etwas vorhalten, mehr geben. Nochmal: Netz und Erzeuger sind strikt getrennt, die heutigen EVUs existieren als Netzbetreiber nicht mehr.

Was die späteren Betreiber der heutigen Reserven daran hindern sollte, diese dann zu 100% in der Produktion einzusetzen, ist eines der Geheimnisse des Konzepts.

Die Verdrängig von Großanlagen ist keineswegs eine zwangsläufige Folge eines freien Handels. Je länger eine Anlage im Jahr läuft, desto mehr kann sie mit Jahresmittelwerten von Preisen rechnen und kann sämtliche Schwankungen komplett ignorieren. Da es eine Abnahmegarantie gibt, muß sich keine Anlage um den Zustand des Netzes kümmern - solange im Mittel die Kosten gedeckt sind kann sie Vollgas produzieren.

Du weist aber schon, welche Energiemengen im Verbund allein mit unseren Nachbarstaaten ausgetauscht werden?

Das ist ein Szenario - aber nicht dieses.

In diesem Szenario regeln die Großanlagen nichts, sie soll es idealerweise gar nicht mehr geben. Wenn es sie trotzdem gibt, haben sie den gleichen Status und Betriebsweise wie jeder andere Erzeuger auch - sie fahren 'alles oder nichts'.

Siegfried

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Siegfried Schmidt

Helmut Hullen schrieb:

Ich hab's nachgerechnet. Solltest du auch mal tun.

Man kann ja auch größere Dinger installieren. Sie müssen halt für den jeweiligen Anwendungsfall passen.

Also scheinen dir die wesentliche Grundbegriffe der Physik nicht recht klar zu sein.

So ist es. Auch darüber führt das Bundesamt für Statistik Buch. Kannst ja mal einen Blick riskieren.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Hallo Helmut,

???

Aber Handel hat schon immer funktioniert. Weltweit und über Jahrtausende. Welches Problem hast du?

Dann hängt es davon ab, wie viel für den Strom geboten wird, wie viel Wärme noch sinnvoll unterzubringen ist und wie sich der Strompreis wohl in der nächsten Zeit entwickeln wird. Letzteres lässt sich aus früheren statistischen Aufzeichnen abschätzen.

Ist solcher Umgangston hier usus?

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

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