Re: [BK] Acker und Windräder

Hallo, Ralf,

Du (me) meintest am 21.04.05:

Ach nee - plötzlich haben die lokalen Anbieter keinen Einfluss mehr?

Du argumentierst sehr inkonsistent.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen
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Hallo Joerg,

Deine bisherigen Bedenken halte ich mit ASTROHS nur in Ausnahmefällen bis gar nicht für relevant, was ich dir auch begründet habe.

Nein. Das geht, indem man Strom zu Zeiten verkauft, in denen er so viel wert ist, dass damit die Brennstoffkosten bezahlt werden können. Das sollte absolut kein unüberwindliches Problem sein.

Sollte DAS wirklich der the American Way sein, dann wird Amerika bald eine Revolution erleben. Wer zahlt schafft an und kann somit immer noch mehr Geld scheffeln, was dann sicher auch gemacht wird. Das führt allerdings schnurstracks in eine massive Öffnung der sozialen Schere und somit zu immer größer werdenden sozialen Spannungen. Denn eine Kassierin arbeitet auch hart. Nur kriegt sie für ihre harte Arbeit immer weniger Geld. Es geht also NICHT um die harte Arbeit, sondern nur um Macht, die sich verstärkt auf die immer weniger Mächtigen konzentriert. Wer zahlt, schafft nicht nur an, sondern bestimmt auch darüber, wer wie viel Geld verdient. Wie gesagt - es geht NICHT um harte Arbeit. Es geht bestenfalls AUCH um harte Arbeit.

Es geht ja eben NICHT um einen festgelegten, sondern um einen VARIABLEN Preis. Abhängig von Angebot und Nachfrage. Wie im richtigen Leben auch.

Ein Netz von hunderttausenden Heiz- und Klimaanlagen WURDE bereits finanziert. Dieses muss natürlich ständig renoviert werden. Die Umstellung würde in erster Linie im Rahmen dieser Renovierungsarbeiten anfallen.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Hallo Joerg,

Stromnetze sind sehr lang und bilden somit auch für 50 Hz noch eine gute Sendeantenne. Im Nahbereich hat man oft große Mühe, das 50-Hz-Brummen endlich weg zu kriegen. Wie wär's, wenn man DIESE Frequenz als Synchronmaß nimmt? Sie dürfte ja wohl angesichts der gewaltigen Sendeleistung weltweit zu "hören" sein. Wahrscheinlich sogar noch in tieferen Kellern.

Eine weitere Möglichkeit wären schlicht genaue Uhren. Lässt man 15° Phasenfehllage zu, so darf die Gangabweichung also nur 1/24 Welle betragen. Also 1/24 einer 1/50stel Sekunde wäre nach meiner Berechnung

0,83 ms. Uhren, die im Monat nur eine Sekunde falsch gehen, sind inzwischen Billigware. Bei 30 Tagen pro Monat sind das 2592000 Sekunden. Um mit einer Billiguhr also wieder phasenrichtig einspeisen zu können, darf der Strom 2151 Sekunden, also knapp 0,6 Stunden aus bleiben.

Und wenn man schon mit einem Lokalradio zusammen arbeitet, dann kann man diese Station in solchen Extremsituationen sehr wahrscheinlich dazu veranlassen, alle halbe Stunde mal für eine Sekunde ein kodiertes Zeitsignal zu senden, mit dem sich die Maschinen wieder synchronisieren können. Das Ganze noch verbandelt mit dem ASTROHS-Telegramm sollte man das schon ziemlich fälschungssicher hin kriegen.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Hallo Ralf,

Wenn Ihr daraus echt ein Business Proposal machen wollt, muesst Ihr schon Zahlen fuer all so etwas haben. "Irgendwas" ist zuwenig.

Denke mal ueber die bereits installierte Basis nach. Da fallen extrem hohe Arbeits- und Wiederaufbaukosten an. Nagelneue Leitungen sind ein verschwindend kleiner Teil der Anschluesse. Schlendere mal durch eine Stadt wie Heidelberg oder auch Frankfurt. Dann stelle Dir mal die noetige Anzahl Bagger vor.

Zulassungszertifikate, vandalismussichere Bauweise etc. etc. Das Zeug ist teuer. Anstelle von "circa, etwa, ich denke mal" sollten da schon handfeste Zahlen von Firmen wie ABB oder Siemens vorliegen.

Ich kann mich hier nur wiederholen. Eine Idee, eine Web Site und Power Point Praesentationen sind ganz nett. Aber Ihr braucht Kapitalgeber und die wollen, wie Ihr in Bremen sagt, "Butter bei de Fisch". Knallharte Zahlen, Vorvertraege oder zumindest Absichtserklaerungen von grossen Partnerunternehmen. Da drunter sollte zumindest der Finanzchef jeweils sein Siegel gegeben haben. Das nennen sie "Due Diligence". So etwas habe ich oefter mitgemacht. Da werden die Aermel hochgekrempelt und die Rechner qualmen tagelang. Sonst gibt's kein Geld.

Ja, weil das kriminelle Aktivitaeten sind. Ist wohl etwas ganz anderes.

Es ist anders.

Und die muessen sich rechnen, sonst kommen die Entscheidungstraeger in Teufels Kueche.

Huh? Fast alle Elektronik, die ich aus und in Deutschland gesehen habe, wurde in China produziert. Auch ein schoener Bierkrug, den wir hier haben...

Nein. Wer dazu faehig ist, muss sein Paeckchen tragen. Wer nicht dazu faehig ist, dem soll geholfen werden. Das ist eine der Grundlagen christlichen Lebens. So wie der Apostel Paul immer nebenbei Zeltbau betrieb, damit er gerade genug zum Leben hatte und anderen nicht auf der Tasche lag.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Ralf,

Ist im Prinzip nicht anders. Aber es wird wesentlich teurer, weil sich die EVUs mit Haenden und Fuessen gegen ein dezentrales System wehren werden. Dann gehen solche Kosten schnell (bewusst) ueber die Schmerzgrenze wo Kapitalgeber sagen "Das ist zu teuer und wir stecken unser Geld da nicht hinein".

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Ralf,

Da empfehle ich einen Besuch in einer guten Uni-Vorlesung ueber Energietechnik und Verbundnetze. So einfach geht es nicht. Stichwort Phasenabweichung.

Wer soll denn in Eurem System "den Ton angeben" und vor allem, wie soll der uebermittelt werden? Es gibt schon einen Grund, warum zum Beispiel die Genlock Verteilung in einem groesseren TV Studio alles andere als trivial ist. Been there, done that. Bei solchen Jobs musste ich mir oft auf die Zunge beissen, damit kein unflaetiges Wort herauskam.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Helmut,

Die Gesamtumweltbelastung wuerde mit Kleinerzeugern hoeher. Man sehe sich nur mal an, wie stuemperhaft manche ihren Holzoefen betreiben. Nachdem Motto, Hauptsache mir geht es gut und es ist warm und billig, ist doch egal ob's draussen stinkt. Aber die Schronsteinfegerinnung duerfte sich freuen. Die wuerden ja wohl dann die Abgaswaerter. Cha-ching, klingelt die Kasse und der Kleinerzeuger zahlt.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Ralf,

Bis auf die Tatsache, dass diese Haeuser Utopie sind.

Ahem, wer hat denn Bei Euch in Bremen einen Swimming Pool?

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Joerg,

Wenn man die aktuellen Gegebenheiten unterstellt, braucht man nicht lang rum zu rechnen. Lohnt sich i.d.R. nicht. Das ist mir sehr wohl bekannt.

Aber wie schon öfters bemerkt: Mir geht es NICHT um den augenblicklichen Zustand, sondern darum, einen bestimmten SOLL-Zustand zu erreichen. Nämlich deshalb, weil DANN die Wirtschaftlichkeitsberechnungen plötzlich ganz anders aussehen. Nämlich für die Bevölkerung und die Umwelt wesentlich günstiger. Verlierer gäbe es nur Wenige. Dazu gehört insbesondere die Erdöl- und Atomindustrie. Die sind allerdings ziemlich mächtig.

Wundert mich nicht. Du wolltest ganz konkret jetzt und gleich was für das aktuell vorzufindende Umfeld. Das ist natürlich eine völlig legitime Betrachtungsweise. Aber sie hilft nicht, um damit sinnvolle Zukunftsszenarien zu entwickeln. Sie hilft nur, um festzustellen, dass das Vorhaben im Moment nicht wirtschaftlich zu realisieren ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Damit hast du für dich dein aktuell anstehendes Problem gelöst bzw. entschärft. Das Problem insgesamt bleibt dadurch allerdings unangetastet. Die Strukturen bleiben deshalb die gleichen. Entsprechend auch die allgemeine Verschwendung und Umweltbelastung.

Die Strukturen bleiben trotzdem die Gleichen. Statt mit Abwärme zu heizen, macht man nur die Heizkosten niedriger. Es wird nicht mal weniger Energie verbraucht. Lediglich andere. Auf die Stromproduktion hat das Ganze praktisch keinen Einfluss. Da geht die Verschwendung weiter wie eh und je. Die Mobilität wird ebenfalls nicht beeinflusst, obwohl dort die Verluste um 90% liegen. Heizen zu teuer - also kümmert man sich ums Heizen. Und sonst um NICHTS, weil der Horizont nun mal der eigenen Geldbeutel ist und nicht die Allgemeinheit.

Ich habe von GESCHLOSSENEM Kreis geschrieben. Wenn Ammoniak ausläuft, kann der Kreis ja wohl kaum geschlossen sein. Dann ist was defekt. Das kann mit anderen Sauereien auch passieren.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Hallo, Christoph,

Du (christoph_mueller_ibmx) meintest am 21.04.05:

Aha - die ersten Zahlen. Ich hatte 2003 etwa 550 Euro Stromkosten ... klar, dass ich mit dem automatischen Stroh gewaltige Gewinne einfahren werde udn davon locker die 150 Euro Infokosten finanzieren kann.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo, Christoph,

Du (christoph_mueller_ibmx) meintest am 21.04.05:

Das ist nun wirklich das Ei des Kolumbus! Der Istwert wird einfach zum Sollwert deklariert. Und schon haben wir keine Probleme mehr.

Kamelle!

Du hast also auch davon keine Ahnung.

Das dürfte der gleiche Mechanismus sein wie bei DCF77, mit den gleichen Unsicherheiten. Gehe ich recht in der Annahme, dass Du deshalb so unqualifiziert über die Frequenzhandlung grübelst, weil Du das Problem bisher nie bedacht hast?

Endlich hast Du auch dein automatisches Stroh wieder unterbringen können!

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo, Christoph,

Du (christoph_mueller_ibmx) meintest am 21.04.05:

Mehr soll der Verkauf nicht einbringen? Keine anteiligen Fixkosten? Keine Rücklage, keinen kalkulatorischen Gewinn? Um nur einige Komponenten zu erwähnen ...

Könnte es sein, dass Du Verkaufserlös als Gewinn missverstehst?

Woher kommt das Geld dafür?

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo Christoph,

Ok, dann rechne doch mal kurz nach. Ein Liter Diesel (a.k.a. Heizoel) kann mit modernsten Maschinen vielleicht auf 5kWh kommen. Wie teuer ist dann bei Euren derzeitigen Preisen die erzeugte kWh? Eure Erdgaspreise kenne ich auch nicht, aber hier waere eine Gelegenheit, konkrete Zahlen hinter Deine Idee zu setzen.

Da unterscheiden sich unsere Weltanschauungen grundlegend. Ich glaube kaum, dass wir hier auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Hmm, die Wartung unserer Heiz- und Klimaanlage durch einen erstklassigen Fachbetrieb vor Ort kostet pro Jahr um die $125, fuer je zwei Wartungsbesuche von einer Stunde. Welche Renovierungsarbeiten?

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Christoph,

Dann empfehle ich neben der Vorlesung ueber Energieverteilung auch noch eine in HF Technik. 50Hz "pickup" kann man vergessen. Es reicht schon eine Bahnlinie in der Naehe. Die laeuft neamlich auf einem ganz anderen Netzsystem mit 16.7Hz.

15 Grad reichen, um einiges in Rauch aufgehen zu lassen. Das muss schon erheblich praeziser sein.

Radio? Und wie sieht das mit der gar nicht so gleichmaessigen Ausbreitung der Funkwellen aus...?

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Christoph,

ROFL!

Ach so, und dabei spielen die Kosten der Primaerenergie ja wohl gar keine Rolle mehr, denn nun kommt Energie einfach aus der Dose ...

Wirst lachen, aber das reicht mir voellig aus.

Wir heizen hauptsaechlich mit Kiefer und anderem Holz, was sonst eher weggeworfen wuerde. Was die meisten nicht wissen: Holz erzeugt im (sauberen) Verbrennungsprozess die gleiche Menge CO2, die es beim Verrottungsprozess auf der Deponie produziert haette. Es ist also praktisch der einzige CO2 neutrale Brennstoff. Das geht weder mit Erdoel, noch mit Erdgas. Rauch produziert der Ofen keinen, selbst nach zwei Jahren war der Kamin blitzsauber.

Da sie den Loewenanteil der Kosten ausmachen, sind's die Leute aber zufrieden.

Unfallrisiken gehoeren genauso wie Zahlen zu jedem Konzept. Was meinst Du, warum es so schwer ist, ein Autos mit Wasserstofftank durch die Musterzulassung zu bringen?

Gruesse, Joerg

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Joerg

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Christoph Müller schrieb:

Wovon redet Ihr eigentlich? Was muß man tun, um einen Generator ans Netz zu bringen?

"Von Hand" geht das so: Drehzahl und Spannung auf Sollwert bringen, Phasenlage beobachten, im richtigen Augenblick draufschalten und fertig. Nennt sich "Synchronisieren" und macht typischerweise ein Synchronisiergerät. Und *danach* kann man "Gas geben" und soviel Strom einspeisen, wie das Netz aufnehmen kann. Wozu brauche ich dazu irgendwelche Zeitsignale? Es ist völlig ausreichend, die Generatorfrequenz bzw. deren Differenz zur Netzfrequenz auf ca. 0,1 Hz genau zu messen, den Rest sieht man schön am An- und Ausgehen der Lampen am Synchronisiergerät.

Und wie _könnte_ man dann die Netzfrequenz ändern, wenn man das unbedingt wollte? Man müßte soviel Zusatzleistung einspeisen, daß sie das Netz nicht aufnehmen kann bzw. andere Erzeuger ihre (Wellenantriebs-)Leistung nicht reduzieren, dann werden sie alle allmählich schneller.

Und dagegen gibt es zwei Möglichkeiten: _entweder_ wird die Frequenzabweichung selbst als Steuersignal verwendet, und alle Erzeuger drosseln nach vorgegebenen Leistungs-Frequenz-Kennlinien ihre Leistung entsprechend, _oder_ sie erhalten ein Preissignal, da ihnen klarmacht, daß sich Erzeugung jetzt weniger lohnt, und sie drosseln _deswegen_ ihre Leistung.

Atomuhr, Zeitsignal? Wozu, braucht man nicht.

Und wie macht man das nun wirklich? Man verwendet natürlich (auch heute schon) die zweite Möglichkeit, denn der Lastausgleich muß lokal und nicht netzweit erfolgen, d. h. man muß den _nahen_ KW sagen, ob die Leistung zu hoch oder zu niedrig ist, und nicht den weit entfernten.

Die Frequenzeinstellung ist nur eine unterlagerte Regelung, die allen regionalen Datenverteilungszentralen sagt, daß sie insgesamt das Niveau etwas heben oder senken sollen.

Also: wo ist eigentlich das Problem?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Joerg schrieb:

Laß das bloß nicht HH lesen ...

In Oberneuland? So manche.

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf Kusmierz

Hallo Ralf,

Ralf Kusmierz schrieb:

Wenn ein führendes Netz da ist, braucht man das ja auch nicht!

Mir ist immer noch nicht klar, beziehungsweise hat sich Christoph noch nicht dazu geäußert, was passieren soll, wenn beispielsweise durch eine Auslösung eines Einspeisetrafos die Verbindung zum führenden Netz wegfällt.

Sollten dann die Einspeiser das Netz weiterbetreiben oder automatisch abschalten?

Beispiel: Einspeisetrafo 30 MW, Kunden etwa 5000, Diffschutzauslösung.

Fall 1: Private Einspeiser erzeugen viel weniger als der aktuelle Bedarf der Versorgungsinsel. Die Einspeiser sehen quasi einen Kurzschluss und die hoffentlich vorhandenen Überstromeinrichtungen lösen aus. Jetzt ist die gesamte Versorgungsinsel dunkel. Eine der propagierten Vorteile sollte aber doch Ausfallsicherheit sein.

Fall 2: Private Einspeiser erzeugen etwa genau so viel, wie der aktuelle Bedarf der Versorgungsinsel. Je nach aktueller Erzeugung gibt es einen Spannungseinbruch oder eine Spannungsüberhöhung und gleichzeitig eine Frequenzabweichung, bis die Erzeuger einigermaßen nachgeregelt haben. Wird der Preis kurze Zeit später niedriger, gehen Erzeuger vom Netz und das verbliebene Netz bricht zusammen. Wird der Preis höher, gehen zusätzliche Anlagen ans Netz und speisen ein. Das hat eine Spannungserhöhung zur Folge, so dass irgendwann eine Überspannungsauslösung die Einspeiser vom Netz nimmt, um angeschlossene Verbraucher zu schützen. Diese Überspannungsauslösung ist übrigens keine Fiktion, sondern fast schon der Normalfall. Hat man viel Glück und die Erzeuger gehen nicht alle gleichzeitig vom Netz (was der Regelfall ist) reicht die verbleibende Leistung, um das Netz weiterhin zu versorgen.

Fall 3: Private Einspeiser erzeugen viel mehr, wie der aktuelle Bedarf der Versorgungsinsel. Die Spannung steigt plötzlich erheblich an, was schon einem kleinem Gau gleichkommen kann. Jetzt lösen auch sicher fast alle Überspannungsüberwachungen aus und die Insel ist dunkel.

Fall 1 ist IMO am günstigsten. Bei Fall 2 sehe ich große Probleme, die Insel wieder ans führende Netz zu bekommen. Man müsste dazu alle Erzeuger mit dem führenden Netz synchronisieren, aber mit dem an der Kuppelstelle. Es gibt immer mal wieder Punkte, bei denen zwei benachbarte Umspannwerke auch eine relevante Phasenverschiebung haben. Bei einer Diffschutzauslösung beispielsweise ist der Trafo erst einmal verriegelt und man muss dann eine andere Kuppelstelle benutzen.

Sicherlich wird ohne ein Taktsignal das abgekoppelte Netz schwingen, die Haltung der Frequenz und der Phasenlage kann aber auch nicht über ein gemeinsamen taktgebenden Punkt erfolgen, es muss immer auf den den gewünschten Kuppelpunkt synchronisiert werden. Das heißt, man müsste zu jedem Zeitpunkt genau die betroffenen Einspeiser ansprechen können, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Rundsteuerung scheidet aus, da zu langsam. Glasfaser bis an jeden Hausanschlusskasten scheitert an den astronomischen Kosten für Erdarbeiten mit Oberflächenwiederherstellung. Eventuell könnte man Kupfer von der Post mieten oder vorhandene Breitbandkabel mitbenutzen. Das umstrittene Powerline oder gar Mobilfunk ist auch noch möglich.

Weitere Probleme: Was ist zum Beispiel in einem Wohngebiet mit 100 Häusern, die über einen gemeinsamen Ortsnetztransformator versorgt werden? Die Leistung pro Haus müsste dann bei einem 630 KVA Trafo theoretisch auf 6,3 KW begrenzt werden, um ihn im ungünstigsten Fall nicht zu überlasten? Was könnte man dann noch an Erlösen erwarten? Bei durchschnittlich

2h/d Lieferung übers Jahr gerechnet, sind das gerade einmal 4500 kWh und ich denke nicht, dass ein Durchschnittspreis von mehr als 10 ct drin sind. Das langt gerade einmal für die Wartung und die Messkosten.

Sollte man dann mehr Ortsnetzstationen bauen, um höhere Einzelleistungen zuzulassen? Wer übernimmt diese Kosten und wo nimmt man den Platz her, an jeder Ecke eine Trafostation hinzustellen? Sollte man statt dessen, oder zusätzlich, das 0,4 KV Netz vermaschen? Bei diesen Kurzschlussleistungen sind vermaschte Netze aber nicht mehr sinnvoll, ganz zu schweigen davon, dass bei dieser Netzart und den ständig wechselnden Einspeisern Lastflussberechnungen kaum noch möglich sind.

Was passiert dann beispielsweise, wenn ein Monteur aus irgendwelchen Gründen Netzteile auftrennen muss. Werden dann irgendwo anders Netzteile überlastet? Auch bei Sicherungsauslösungen im Ortsnetz, beispielsweise bei einer Kabelstörung, könnte der Fall auftreten, dass anschließend andere Sicherungen überlastet werden und auch auslösen.

Ich habe schon erlebt, dass im vermaschten Netz eines Stadtwerkes aufgrund einer Störung eine Kettenreaktion abgelaufen ist und die Monteure den ganzen Tag unterwegs waren, um das Netz wieder aufzubauen. Dabei haben sie Kistenweise NH Sicherungen gewechselt.

Selbst wenn sich der Monteur durch Messungen vergewissert hat, dass nirgendwo etwas überlastet wird, kann das eine Stunde später ganz anders aussehen. Das gilt natürlich auch für Netze, die als Inseln betrieben werden, nur im kleineren Maßstab.

Was ist, wenn auf der Mittelspannungsebene ein Kurzschluss ist und das Schutzrelais den betroffenen Netzabschnitt herausgetrennt hat? Speisen dann die Ortsnetztransforatoren von der Niederspannungsseite weiter in Richtung Kurzschluss ein?

Sollte man in diesem Fall Rückleistungsrelais einbauen und was ist dann aber bei einer gewollten Rückleistung? Gesetz dem Fall, dass die Trafos ausgeschaltet werden, wer sorgt anschließend für eine Wiedereinschaltung? Zuverlässige Fernwirk- und Schutztechnik ist leider sehr, sehr teuer.

Wie bekomme ich bei Gefahr im Verzug (Unfall) ein Netzteil schnell und sicher Spannungsfrei?

Das sind aber alles nicht unerhebliche organisatorische und vor allem finanzielle Probleme, die erst einmal durchgerechnet werden sollten, bevor man versucht, Geldgeber für solch einen Versuch zu bekommen.

Auch als Netzbetreiber wären mir momentan angesichts der noch vorhandenen Probleme die Risiken für die Versorgungssicherheit viel zu groß.

MfG Michael

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Michael Schwimmer

Hallo, Michael,

Du (schwimmer) meintest am 22.04.05:

Arbeiten in der Umspannstation: bisher hat es gereicht, die Oberspannungsseite abzutrennen. Danach waren Trafo usw. saft- und kraftlos. Jetzt müsste ich auch absichern, dass mich niemand von der Unterspannungsseite her grillt.

Wobei 6 kW pro Haushalt sicherlich viel zu viel Leistung ist - es sei denn, ich will den Durchlauferhitzer auch elektrisch betreiben. Dann muss ich für 15 Minuten Duschen eine vielfache Überkapazität vorhalten. Ist unwirtschaftlich. Und ein 6-kW-Motor wiederum fällt eher unter Rasenmähermotor. Vor vielen Jahren hat sich "Solo" mal damit beschäftigt, nach Fiat und VW. Die Auto-Hersteller haben schnell gemerkt, dass ihre 35-kW-Anlagen für Otto Endanwender zu gross waren und sind. Auch Solo hat die Experimente eingestellt: kein hinreichender Markt.

Vermaschung könnte dann tödlich sein. Und auch Stichleitungen müssten dann stets auf beiden Seiten aufgetrennt werden. Viel Spass bei der Fehlersuche.

Bisher bedeutet (so weit ich informiert bin) Wechsel auf Notstrom, dass die Anlage vom Netz abgekoppelt sein muss.

Flex. Oder Dynamit. Ich stelle mir das nur in unserem 8-Familien-Haus vor, wenn jeder einspeisen will. Da reicht es nicht mehr aus, die Hauptsicherungen zu ziehen. Da muss jedes Aggregat einzeln erwürgt werden. Schön für die Feuerwehr, wenn sie erst mal erfragen muss, in welchem Nebenraum denn vielleicht noch ein Minikraftwerk steht.

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Hallo Helmut,

Helmut Hullen schrieb:

also darauf, dass von der Unterspannungsseite schon nichts kommt, verlässt sich niemand. Gerade in dieser Branche werden die fünf Sicherheitsregeln strikt eingehalten und auch von Arbeitgeberseite auf Einhaltung kontrolliert. Freischalten bedeutet eben auch allpolig und ohne offenen Trennschalter wird das Teil als unter Spannung stehend betrachtet.

Wie das künftig bei sinkenden Erträgen aus der Netznutzung sein wird, kann zwar niemand voraussagen, aber ich denke nicht, dass sich daran großartig etwas ändert.

Über einen Kuppelschalter der über Spannungsrückgang-, Spannungsanstieg-, Frequenzrückgang- und Frequenzanstiegsüberwachungsrelais bei Netzausfall ausgeschaltet wird. Ob die Erkennung eines Netzausfalls damit aber noch sicher gelingt, wenn erst einmal genug Kleinstkraftwerke einspeisen, kann ich nicht beantworten. Das hängt sicherlich von den Lastverhältnissen und der Intelligenz der Überwachungsrelais ab, die sollen einerseits empfindlich genug sein, andererseits nicht schon bei jeden kleinen Pups auslösen.

Selbst das hilft dann nicht viel ;-)

Wenn die Leitstelle oder Polizei anruft, dass ein heruntergerissenes Leiterseil Personen gefährdet und man dann nicht in Minutenfrist alles spannungslos gemacht hat, steht man schon fast mit einem Bein im Gefängnis.

Für die Feuerwehr sind Ersatzstromanlagen sicherlich ein Problem, mit das erste, was standardmäßig gemacht wird, ist das zuständige EVU zwecks Abschaltung der Kundenanlage zu informieren. Wenn die Abschaltung wegen Rauch oder Feuer nicht funktioniert, muss halt ein ganzer Straßenzug dunkel gemacht werden.

MfG Michael

Reply to
Michael Schwimmer

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