X-No-Archive: Yes
begin quoting, Werner Schmidt schrieb:
Nein, genauso wenig, wie vor sich hinstrahlendes Natururan mit einer Halbwertszeit von über vier Milliarden Jahren entsprechend lange sichern zu lagern wäre. (Nein, das ist nicht harmlos: Wenn man Dir ein paar Kilo Natururan an den Körper binden und Dich zwingen würde, es bei Dir zu tragen, hätte das erhebliche negative gesundheitliche Auswirkungen und würde Dich nach ein paar Jahren umbringen. Bei Silber, Stahl oder Kupfer gäbe es solche Schäden nicht.)
Problematisch sind bei Brennelementen die stark strahlenden kurzlebigen Reaktionsprodukte - die klingen aber in wenigen Jahrzehnten ziemlich vollständig ab, und während dieser Zeit würden abgebrannte Brennelemente ohnehin in dezentralen Zwischenlagern gelagert werden, auch dann, wenn es die völlig überflüssigen ominösen Endlager denn gäbe. Was danach übrig bleibt, ist zwar auch radioaktiv, aber keine Strahlenschutzproblem: Man könnte es relativ problemlos zermahlen und in einen alten Bergwerksschacht schütten oder faßweise abfüllen und in irgendeiner Sondermülldeponie vergraben, es wäre nicht gefährlicher als eine Abraumhalde eines beliebigen Bergwerks.
Die Endlager-Idee (bzw. -Wahnvorstellung) hat nichts mit Strahlenschutz zu tun, sondern ist eine Ausgeburt des Nicht-Verbreitungswahns: Die immer wieder gern zitierten 24000 Jahre sind die Halbwertszeit des Nuklids Plutonium 239, von dem man früher glaubte, man müsse es auf ewig unzugänglich verbuddeln, damit daraus keiner Atombomben basteln kann. Du kannst aber problemlos ein Pfund Plutonium (das ist ein winzigkleiner Brocken von der Größe einer Streichholzschachtel) in eine Konservendose einpacken und die dann auf den Schreibtisch oder ins Kinderzimmer stellen, die tut niemandem was, der keinen Dosenöffner hat, und wenn Du sie zwanzig Meter tief verbuddelst, dann kann die Dose auch ruhig verrotten, da passiert auch nichts (wenn man es nicht wieder ausgräbt). Und so eine KKW erzeugt auch bloß ca. 100 kg Plutonium pro Jahr, das sind ziemlich übersichtliche Mengen.
Natürlich kann man mit Plutonium waffenmäßig Unsinn machen, aber das kann eine Endlager Gorleben (das während seiner ganzen Aufnahmezeit prinzipiell zugänglich bleibt) auch nicht verhindern: Inzwischen laufen zwischen zehntausend und zwanzigtausend Tonnen Plutonium munter in der Weltgeschichte um, nichts davon wird endgelagert. Endlager sind dafür keine Lösung: Entweder dauerhaft drauf aufpassen, oder - besser
- eine internationale Übereinkunft darüber herbeiführen und es kontrolliert vernichten (technisch derzeit nur durch Verwendung als Kernbrennstoff möglich), etwas anderes gibt es nicht.
Es gibt da so ein Sprichwort mit toten Pferden, von denen man besser absteigen sollte...
Gruß aus Bremen Ralf